Keine Angst vor Berlin

■ Umfrage in den Nachbarländern: Hauptstadtumzug wird gelassen gesehen

Die Bürger im benachbarten Ausland stehen nach einer Umfrage dem vereinten Deutschland und dem Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin „unvoreingenommen und mit großer Gelassenheit“ gegenüber. Das ist das Ergebnis einer Meinungsumfrage des Marplan-Instituts bei je 1.000 Franzosen, Polen und Niederländern, das der Bundesverband deutscher Banken als Auftraggeber gestern in Berlin veröffentlichte.

Die in Deutschland häufig geäußerte Befürchtung, Berlin als Regierungssitz könnte im Ausland alte, historisch bedingte Ängste vor Deutschland wecken, erscheine danach unbegründet, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Manfred Weber. In den drei Ländern glaubten nur kleine Minderheiten von unter zehn Prozent, dass es mit dem Regierungsumzug überhaupt zu wesentlichen Veränderungen in der deutschen Politik kommen werde, sagte Weber.

Dass die deutsche Außenpolitik nach Wiedervereinigung und Regierungsumzug in der Gefahr stehe, zu überheblich zu werden, glaubten am ehesten noch die Polen mit 20 Prozent. In den Niederlanden befürchten dies nur 12, in Frankreich nur 11 Prozent.

Die historische Rolle Berlins als alte Reichshauptstadt in den untersuchten Ländern werde heute jeweils nur von maximal 15 Prozent der Befragten als Belastung für die deutsche Politik angesehen.

„Das Ausland traut den Deutschen offenkundig zu, auch von Berlin aus eine ausgewogene und an der europäischen Einigung ausgerichtete Politik zu betreiben“, sagte Weber. Allerdings sei die Mehrheit der Franzosen, Polen und Niederländer nicht der Meinung, dass Deutschland künftig einen noch größeren internationalen Einfluss haben sollte als bisher. Den meisten Befragten erscheine der aktuelle Einfluss Deutschlands gerade richtig. dpa