■ Vorlauf
: Gefühl für Fallstricke

„Die Kommissarin“, dienstags, 18.55 Uhr, ARD

Hannelore Elsner, die Femme fatale der reiferen Generation, ist wieder „Kommissarin“. Mit ihrer Mischung aus Lebenserfahrung und Erotik und viel Gefühl für die Fallstricke persönlicher Beziehungen löste sie seit 1994 als Lea Sommer in psychologischer Feinarbeit ihre Fälle in der Bankenmetropole Frankfurt. Den Rest erledigte Til Schweiger, smart und weniger textlastig. Das kam an. Sogar die MTV-Jugend, die zentrale Zielgruppe der Werbetreibenden, holte die Kommissarin vor die Mattscheibe. So avancierte die Serie zum Quotenrenner im ARD-Vorabendprogramm. Ab heute ermittelt die Kommissarin deshalb wieder in 13 neuen Folgen, eine weitere Staffel ist geplant. Abgehakt sind die Ausflüge als „Tatortkommissarin“. Schon der Zwittername zeigte die Unentschlossenheit der Programmbosse, nach nur zwei Folgen war Schluss.

Nun geht Hannelore Elsner dem Brotberuf Serie wieder vor der Tagesschau nach. Als Reduzierung ihrer Fähigkeiten empfindet sie die „Kommissarin“ keineswegs. Das sei keine typische Serienfigur, sondern in erster Linie eine Frau, „die in einem harten Job ganz wie im privaten Leben gerade so alles auf die Reihe kriegt“. In ihr kann sie jene Facetten zeigen, die sie zu einer der beliebtesten deutschen Schauspielerinnen gemacht haben: Humor, Wärme und Ausstrahlung.

Schwerer fällt es dagegen, die Persönlichkeit des neuen Hiwis an Lea Sommers Seite zu orten. Assistent Thomas Scharff alias Jan Orlop ist einer, der sich noch die Hörner abstoßen muss. Womit er sich im Grunde nicht allzu sehr von seinem Vorgänger Til Schweiger unterscheidet. Dessen von keiner tieferen Erkenntnis getrübte Selbstvertrauen geht dem Theaterschauspieler jedoch ab. So zögerte Scharff zunächst, als er die Chance bekam, Serien-Assi zu werden. „Wenn du das nicht machst, gehörst du verdroschen“, half ihm ein Freund bei der Entscheidungsfindung. Am Erfolg Til Schweigers kann es nicht gelegen haben, denn Scharff hat die alten Folgen nach eigenem Bekunden gar nicht gesehen. Marcus Meyer