Hessen wollen kein Plutonium

■ Der Abriss der Brennelementefabrik in Hanau bringt neue Probleme. Anwohner fordern von Siemens umweltverträgliches Vorgehen. Wohin mit dem Bombenstoff?

Hanau (taz) – Zwanzig Jahre lang haben Elmar Diez und seine Leute gegen den atomaren „Hanau-Komplex“ gekämpft. Im nächsten Jahr will Siemens nun mit dem Rückbau der letzten, schon 1994 stillgelegten Brennelementeschmiede beginnen. Der Abriss der Anlage zur Herstellung von Brennelementen aus Uran und Plutonium (MOX) – betrieben unter dem Namen Alkem – steht zur Genehmigung durch das Hessische Umweltministerium nach Paragraf 7 (3) Atomgesetz an. Spiel, Satz und Sieg also für die Bewegung und für SPD und Bündnisgrüne in Hessen, die den Betreibergesellschaften als Regierungsparteien in den 80er- und frühen 90er-Jahren das Leben in Hanau so schwer wie möglich machten.

Der komplette Ausstieg in Hanau ist allerdings auch Resultat der späten Einsicht der Spitzenmanager von Siemens in die ökonomische Faktenlage: Mit der Herstellung von Brennelementen war kein Geschäft mehr zu machen. Natürlich freute sich Elmar Diez gestern darüber. Jetzt aber müsse auf der für den 14. März 2000 terminierten atomrechtlichen Anhörung dafür gesorgt werden, „dass in Hanau alles umweltverträglich und ohne radioaktive Belastung für die Bevölkerung über die Bühne geht.

Die IUH, die Initiative Umweltschutz Hanau, fordert etwa die feste „Einhausung“ des gesamten Gebäudekomplexes während der Rückbauarbeiten; Siemens wolle dagegen nur ein „Folienzelt“ im Gebäude aufstellen. Dabei sei die Anlage in ihrem Kern mit kontaminierten Behältnissen und Rohrleitungen bestückt, die alle zerkleinert und dann in Fässer verpackt werden müssten. Auch dass Siemens beabsichtigt, auf einen „Erdaushub“ zu verzichten, findet nicht den Beifall der Umweltschützer. Die Erde unter der ehemaligen „Skandalfirma Alkem“ sei „sicher radioaktiv verseucht“; das Erdreich müsse also „entsorgt“ werden.

Doch wohin dann damit? Und mit dem kontaminierten Bauschutt? In Hanau jedenfalls könne „das Zeug“ nicht bleiben, sagte Diez bestimmt. Also greift in Hanau das Prinzip „St. Florian“ und es wird hunderte von Atomtransporten nach „Irgendwo“ geben? Diez zuckte mit den Schultern. Nach Gorleben soll „auch nix“. Und in Hanau könnten vielleicht „für einen gewissen Zeitraum“ allenfalls noch die mit den zerkleinerten Anlagenteilen gefüllten Fässer „zwischengelagert“ werden. Klaus-Peter Klingelschmitt
‚/B‘Sammeleinwendungen zum Rückbau können bei Elmar Diez, Körnerstraße 6, in 63452 Hanau bestellt werden.