Rechtsstreit, Villa Massimo etc.
: Erst zahlen, dann abstrafen

Der Direktor der Villa Massimo bekommt eine Abfindung

Jürgen Schilling bleibt in Rom. Allerdings als Privatmann und nicht als der Direktor der „Deutschen Akademie Villa Massimo“. Er wird also in der italienischen Hauptstadt weiter gefragt werden, was das eigentlich soll – das deutsche Kulturinstitut, das dank seiner Arbeit in der Stadt so populär geworden ist, ausgerechnet jetzt im Heiligen Jahr 2000, im runderneuerten Rom, zur Renovierung dichtzumachen (siehe taz, 4. 1.). Als Privatmann wird Jürgen Schilling den Römern auf diese Frage unmissverständlich antworten können.

Am Dienstag verglichen sich seine Anwälte mit denen des Bundes. Das Beschäftigungsverhältnis wird nun in gegenseitigem Einvernehmen zum 31. Januar aufgelöst. Eine Kündigung fand nicht statt. Da sein Vertrag sowieso im Dezember 2000 ausgelaufen wäre, erhält er mit 60.000 Mark eine Abfindung von zwölf halben Monatsgehältern. Darüber hinaus halten die Parteien ihre wechselseitigen Vorwürfe nicht länger aufrecht. Der Bund verzichtet auf Regressansprüche gegen Schilling, der umgekehrt alle seine Äußerungen bedauert, die in beleidigendem Sinne verstanden werden könnten, und er entschuldigt sich bei den Betroffenen.

Diese Äußerungen über „Beamtenärsche“ und ihre Mentalität waren es schließlich, die auf Schillings Seite den Vergleich ratsam machten. Auch die Anwälte des Bundes waren gut beraten sich zu vergleichen. Denn der Imageschaden, den Schilling für sich vor Gericht geltend machte, liegt tatsächlich voll auf der Seite des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Staatsminister Michael Naumann. Es galt noch mehr Prozesse und Öffentlichkeit zu vermeiden.

Falls es freilich die Absicht der Bonner Kulturbürokratie war, mit der Suspendierung des Direktors der Villa Massimo kurz vor Ende seines Vertrags – mit Beginn der Schließung der Villa – die kritische Stimme in Rom los zu sein, dann hat sie ihr Ziel weit verfehlt. Man könnte diese Absicht unterstellen, sind doch plötzlich, sozusagen Schlag 12 Uhr, Äußerungen des Direktors untragbar, die so oder in ähnlicher Form in dem jahrelangen Streit mit der Bonner Fachaufsicht, Kulturreferentin Gerti Peters und deren Referenten Weber, sicher auch schon mal gefallen sind – da aber offensichtlich nie wahrgenommen wurden.

Interessant war es, in dem Prozess vor dem Berliner Arbeitsgericht zu erfahren, dass die Prüfer des Bundesrechnungshofes in ihrem Bericht eben einen immer währenden Dissenz zwischen der Fachaufsicht und der Leitung der Villa Massimo feststellten, der zu ihrem Vorschlag führte, Frau Peters und Herr Weber sollten den Komplex Villa Massimo doch abgeben.

Diesen Vorschlag aufzugreifen wäre wohl Michael Naumanns Chance, wenigstens einmal den richtigen Zug zu tun. (Und die Beamten... , nun ja, abzustrafen, die ihm diese Sache eingebrockt haben.)

Brigitte Werneburg