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: Tortur mit Torte

„Schöne Aussichten“, Mo., 22.30 Uhr, ARD

Einen weiten Anlauf hat das ZDF genommen, um seinem zahlenden Publikum endlich, endlich einmal eine wirklich witzige Sitcom aus deutscher Produktion zu präsentieren. Eine Sitcom, bei der die Lacher zwar auch aus dem Off, aber dennoch von Herzen kommen dürfen. Schließlich muß es doch Leute geben, denen „Ally McBeal“ zu kompliziert und der geslappte Bass, der bei „Seinfeld“ jeden Szenenwechsel begleitet, schon längst ein ekliger Dorn im Auge ist.

Voilà, die Alternative spielt in einem Ausflugslokal, heißt „Schöne Aussichten“; „Alles Torte, oder was?“ war die erste Folge. Sie hätte auch „Torten und andere Katastrophen“ oder „Gute Torten, schlechte Torten“ heißen können, denn Torten, das weiß der Gagschreiber, Torten sind immer ein Brüller. Und irre witzige Typen, wie beispielsweise Ralph Morgenstern. Der plauderte bisher beim „Kaffeekränzchen“ so lieb mit älteren Damen, nun soll er sie als trotteliger Lokalbesitzer zum Lachen bringen. Damit die Zielgruppe das auch merkt, bekommt Morgenstern eine selten bekloppte Frisur verpasst, schwärmt von Schlagern und wird von anderen irre witzigen Gestalten umtanzt – der „pfiffige“ türkische Tortenbäcker, die „nicht auf den Mund und gefallene“ Kellnerin, die Konkurrentin Rita im akuten Klimakterium und die herzensgute Hilde. Und wie es Verwechslungskomödien so an sich haben: Verwechselt wird die gediegene Torte für den Herrn Pfarrer und die pornografische Torte für die Frau Rita. Die daraus resultierenden Missverständnisse und Verwirrungen zwingen nun alle Beteiligten, hyperaktiv durch die Kulisse zu hampeln und Kalauer wie mit dem Schrotgewehr abzufeuern. Eine gute Figur machen hierbei der trockene Murat (Seyfi Ölmez) und der mutig grimassierende Morgenstern, durch bloßes Engagement jedoch lässt sich der Biedersinn des Drehbuchs nicht mehr auffangen. Aus Klischees, nicht Katastrophen ist diese Sitcom gestrickt – und das ist fadenscheinig bis fade: Zwei Torten, und keine einzige landet in einem Gesicht. Arno Frank