Finnen favorisieren Frau

■ Außenministerin Tarjo Halonen liegt nach erster Runde der Präsidentschaftswahl vorn

Stockholm (taz) – Finnlands Präsident in den nächsten fünf Jahren kann erstmals eine Frau werden. Nach einem unerwartet klaren Vorsprung von 40 zu 34 Prozent gegenüber ihrem Rivalen Esko Aho nach der ersten Wahlrunde am Sonntag hat Außenministerin Tarjo Halonen nun die besseren Karten für die Stichwahl am 6. Februar.

Dass Tarjo Halonen im Schlussspurt des inhaltlich recht dünnen Wahlkampfs den lange klar führenden Oppositionsführer Esko Aho überholte, ist wesentlich den Sympathiepunkten geschuldet, welche Halonen in den Fernsehdebatten der letzten Wahlkampfwoche sammeln konnte. Gelten Aho wie Halonen fachlich als gleichermaßen kompetent, gelang der temperamentvollen Sozialdemokratin gegenüber dem grauen Parteifunktionär der ländlichen Zentrumspartei hierbei ein deutlicher Punktsieg. Halonen konnte sogar fünf Prozent mehr Stimmen auf sich zu ziehen als der gesammelten Wahlbasis der Linken bei den letzten Wahlen entsprach. Finnische Zeitungskommentare sprachen daher gestern von einem Sieg der Linken über die Rechte.

Esko Aho dürfte jetzt vor allem versuchen, die Nichtwähler anzusprechen, denen die Stimmabgabe für eine Sozialdemokratin als „zu gewagt“ erscheinen könnte. Die Wahlbeteiligung lag mit 76,9 Prozent zwar höher als bei der Parlamentswahl, aber etwa 4 Prozent unter der letzten Präsidentenwahl. Tarjo Halonen ihrerseits kann aus dem „Frauenreservoir“ schöpfen. Die 3,2 Prozent der Stimmen, die auf Heidi Hautala, Kandidatin der Grünen, entfielen, dürften auf sie übergehen. Doch selbst die Kandidatin der Konservativen, Riita Uosukainen, auf die 13 Prozent entfielen, machte klar, dass – auch wenn sie keine direkte Empfehlung abgeben will – ihre Sympathien auf Halonens Seite liegen.Reinhard Wolff