Gelb-Rote Karte für Robert Schwan

Hertha-Aufsichtsratschef Schwan kommt unter Druck. Hauptsponsor Ufa will Spielchen um Rücktrittsdrohungen nicht hinnehmen und fordert Platzverweis. Schwan sieht sich von „Kotzbrocken“ der alten Hertha-Garde umzingelt. Entscheidung am 9. Februar ■ Von Rolf Lautenschläger

Bei Hertha BSC brennt es. Allerdings nicht im Strafraum, sondern hinter den Kulissen. Nachdem am Dienstag Robert Schwan seinen Rücktritt als Chef des Aufsichtsrates mit einer rüden Attacke gegen Vorstandsmitglieder des Vereins angedroht hatte, foult nun der Hauptsponsor Ufa zurück. Nach Ansicht von Norbert Sauer, Geschäftsführer der Ufa-Filmproduktion, gehört Schwan quasi vom Platz gestellt. Das Unternehmen habe „keine Lust mehr auf einen derartigen Umgang im Aufsichtsrat“. Ein „patriarchalischer Führungsstil“ im Jahr 2000 sei unangemessen, sagte Sauer gestern. Er nahm damit die Steilvorlage der Hertha-Vorstände Klaus Fehrmann und Heinz Warneke auf, die gegen Schwans Personalpolitik mauern.

Der Machtkampf Schwan (78) gegen Fehrmann und Warneke schwelt seit Wochen im neunköpfigen Hertha-Vorstand. Die beiden Aufsichtsratsmitglieder werfen Schwan vor, Entscheidungen nicht mit ihnen abgestimmt zu haben. Insbesondere der 14,5 Millionen Mark teure Transfer des Brasilianers Alex Alves im Dezember 1999 nach Berlin hatte Fehrmann und Warneke verärgert. Schwan keilte zurück: „Es gibt da zwei Typen, die mir vorschreiben wollen, was ich tun und lassen soll. Für mich sind das Kotzbrocken.“

Schwan, früher Manager von Franz Beckenbauer, hatte schon mehrmals mit seinem Rückzug aus Berlin gedroht. Seine endgültige Entscheidung will er diesmal auf der Aufsichtsratstagung am 9. Februar bekannt geben.

Durch den Druck des Hauptsponsors Ufa kommt Schwan in die Defensive. „Die Politik der Rücktrittsdrohungen ist irgendwann erschöpft“, konterte Sauer Vermutungen, Schwans Taktik ziele auf Platzverweise von Fehrmann und Warneke aus dem Aufsichtsrat. Er sei „nicht mehr bereit“, so Sauer, dies „länger hinzunehmen“. Sauer kündigte gemeinsam mit Ufa-Mitglied Carl Clausen Widerstand gegen Schwan auf der Sitzung am 9. Februar an. Die Ufa hatte in den vergangenen Jahren Millionenbeträge in den Verein gesteckt.

Während Hertha-Präsident Walter Müller sich aus dem beiderseitigen Powerplay heraushält, bezieht Manager Dieter Hoeneß dagegen Position für Schwan. Es sei „wichtig, dass Schwan Hertha BSC erhalten bleibt“, verteidigte Hoeneß die „graue Eminenz“. Den Rücken gestärkt bekommt Schwan auch von Trainer Jürgen Röber.

Mit dem Team Schwan, Hoeness und Röber hatte Hertha 1996/97 den Sprung in die Fußballbundesliga geschafft, das Trio führte die Herthaner in die obere Tabelle der Liga und in die Champions League. Außerdem hat Schwan die Fans von dem unseligen Ex-Hertha-Präsident Manfred Zermaitat befreit, als er Müller ins Präsidium holte.

Hinter den Kulissen bringen sich bereits Nachfolger für Schwan ins Spiel. Als Kandidat für die Nachfolge wird Rupert Scholz, Bundestagsabgeordneter der CDU und Dauerbewerber für obere Hertha-Positionen, gehandelt. Ebenfalls auf Einwechslung hofft Günter Troppmann, Finanzexperte und Vorstand der Deutschen Kreditbank.