Strieder will schlichter gedenken

■ SPD-Bausenator fordert „abgespeckte“ Version der „Topographie des Terrors“. Risiko immer weiter steigender Kosten ist nicht akzeptabel. Bauverwaltung prüft alternative Konstruktion, der Architekt soll Entwurf umplanen

Dem komplizierten Bauwerk für die „Topographie des Terrors“ stehen möglicherweise massive Veränderungen ins Haus. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) lässt derzeit untersuchen, ob der Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor nicht schneller und preisgünstiger realisiert werden kann. Insbesondere bei der Fassade aus dünnen Betonstäben soll nach alternativen Konstruktionen gesucht werden. Außerdem ist seitens der Bauverwaltung vorgesehen, die geschätzte Kostensteigerung von 45 Millionen Mark auf 70 Millionen Mark zu überprüfen.

Nach Ansicht Strieders sei nicht länger hinnehmbar, dass sich die Bauarbeiten für das geplante Dokumentationszentrum weiter verzögern. Sollte sich herausstellen, dass die Montage der 16 Meter hohen Stabwerksfassade aus hunderten von schmalen Betonpfeilern vier Jahre in Anspruch nehmen würde, „bin ich dafür, abgespeckt zu bauen“, sagte Stieder.

Statt der statisch schwierigen Weißbetonpfeiler müsse das Stabwerk dann mit herkömmlichen Methoden betoniert werden. Strieder will sich deshalb mit Zumthor treffen, um mögliche Veränderungen des Entwurfs zu beraten.

Der Neubau der „Topographie des Terrors“ verschleppt sich schon zwei Jahre. Lediglich die beiden Treppentürme sind auf dem einstigen Prinz-Albrecht-Gelände entstanden. Schuld an der Verzögerung ist die Entwicklung des neuartigen technisch aufwendigen Weißbetons, der von Betonunternehmen lange Zeit nicht hergestellt werden konnte. Bis dato verschlangen Bau und Beton-Experimente 20 Millionen Mark. Nach jüngsten Schätzungen wird der Rohbau 70 Millionen Mark statt der veranschlagten 45 Millionen kosten.

Um Klarheit über die tatsächlichen Kosten zu erhalten, forderte Strieder den Architekten auf, endlich ein Konzept für den Innenausbau des Dokumentationszentrums vorzulegen. Weder lägen Pläne für die Büros noch für die Ausstattung des langgestreckten Gebäudes vor. Erst auf dieser Grundlage könne „berechnet werden, was der gesamte Bau kostet “, sagte Strieder am Montagabend.

Der Bausenator machte deutlich, dass er weitere wesentliche Mehrkosten nicht akzeptieren werde. Zwar habe Berlin die Chance, so Strieder, mit der „Topographie des Terrors“ „ein einzigartiges Gebäude zu erhalten“. Dafür könne aber nicht riskiert werden, in eine endlose Kosten- und Zeitspirale zu geraten. Der Architekt war gestern bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.

Das Gelände, auf dem das Dokumentationszentrum errichtet werden soll, war bis 1945 die Zentrale der Gestapo.

Nach Ausgrabungen der Folterkeller der SS war 1987 die Errichtung der Mahnstätte beschlossen worden. Die Eröffnung verzögerte sich bereits mehrmals und war zuletzt für den Herbst 2000 geplant. Inzwischen geht die Bauverwaltung von einer Fertigstellung des Baus erst im Jahr 2002 aus.

Rolf Lautenschläger