Die Linke erholt sich von ihrer Schlappe

Nach dem ersten Zwischenergebnis der Parlamentswahl in El Salvador liegt die ehemalige Guerilla FMLN in Führung

San Salvador taz ■ Zwei Dinge zumindest sind sicher: Die Nationale Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) hat sich von ihrer Schlappe bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr erholt. Und der Verschleiß der rechten Regierungspartei der Republikanisch Nationalistischen Allianz (Arena) geht weiter. Bei der Parlamentswahl vom vergangenen Sonntag lag die FMLN nach dem ersten offiziellen Zwischenergebnis mit 39,04 Prozent knapp vor Arena mit 37,92 Prozent. Die übrigen sechs Parteien landeten durchweg deutlich unter zehn Prozent. Die Wahlbeteiligung lag voraussichtlich bei rund 35 Prozent.

Allerdings: Dieses Ergebnis bezieht sich auf lediglich 22 Prozent der abgegebenen Stimmen. Da diese hauptsächlich aus städtischen Bezirken kommen und Arena auf dem Land ihre Hochburgen hat, könnte sich das Blatt noch wenden. Im zukünftigen Parlament dürften die beiden großen Parteien jeweils 30 bis 32 der 84 Abgeordneten stellen.

In den Städten hat die FMLN ihre Macht deutlich gefestigt. Bereits bei den Bürgermeisterwahlen 1997 hatte sie fast alle Gemeinden des Hauptstadtbezirks und die wichtigsten Provinzstädte gewonnen. Bei den Bürgermeisterwahlen vom vergangenen Sonntag hat die Partei der ehemaligen Guerilla diese Bastionen noch einmal deutlich ausgebaut. In San Salvador wurde Amtsinhaber Hector Silva (FMLN) mit 57 Prozent der Stimmen wiedergewählt, gegen 39 Prozent seines Arena-Konkurrenten. Da das Bürgermeisteramt in San Salvador traditionell Sprungbrett ins höchste Staatsamt ist, gilt Silva nun als heißer Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2004.

Zum zweiten Mal schon hat die FMLN ihren Stimmenanteil bei Parlamentswahlen erhöht. Zwei Jahre nach dem Ende des zwölfjährigen Bürgerkriegs war sie 1994 zum ersten Mal angetreten und hatte 25 Prozent erreicht. Bei der Parlamentswahl drei Jahre später kam sie auf 35, jetzt auf knapp 40 Prozent. Und trotzdem ist ihre Zukunft ungewiss. Ihr gutes Abschneiden verdankt sie vor allem Silva, der derzeit einzigen charismatischen Figur der salvadorianischen Politik. Im Inneren der Partei aber toben heftige Flügelkämpfe zwischen Sozialisten und Sozialdemokraten. Vor der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr war der Streit öffentlich ausgetragen worden und hatte eine herbe Niederlage zur Folge. Seither wird er unterm Deckel gehalten. Doch Vertreter beider Seiten schließen eine Spaltung der Partei kurz nach der Wahl nicht aus. TONI KEPPELER