theater-privatisierung
: MUSICAL-VERHÄLTNISSE

Klaus Rüdiger Landowsky redet wieder einmal Klartext: Die Theater und Opernhäuser werfen das Geld mit beiden Händen aus dem Fenster, und die Intendanten tanzen dazu Ringelreihen um das goldene Kalb des Haushalts. Kunst und Sparsamkeit, das geht nicht. Die Bühnen sind ein Moloch der Verschwendung. Es geht nicht an, dass mit dem Argument künstlerischer Freiheit einfach die Etats überzogen werden. Schluss mit der Subventionierung, sollen sie doch sehen, woher jährlich die Kohle kommt.

Es wäre vermessen, dem CDU-Fraktionschef zu unterstellen, er würde die Bühnen nicht mögen und dränge auf Schließung. Dazu wird er viel zu oft in Aufführungen wie „Didis Lachparade“ oder bei den „Wühlmäusen“ gesehen. Doch Spaß beiseite. Landowsky ist bekannt als Theaterfreund. Und nichts spräche dagegen, wie er fordert, den Häusern mehr Handlungsspielraum und zugleich Verantwortung zu übereignen, Geldquellen zu erschließen.

Doch Bühnen sind keine Banken, und Kunst funktioniert nicht nur nach den Gesetzen des Markts. Glaubten wir dies, erhielten wir Verhältnisse wie bei den Musicaltheatern in der Stadt. Zunächst schauten die Intendaten darauf, was so en vogue ist. Dann kauften sie sich ein Starensemble zusammen und müssten wie auf Butterfahrten um das Publikum buhlen. Floppt das Ganze, stehen die Schauspieler auf der Straße. Läuft die Show, ist die Konkurrenz am größten.

Berlin hätte seinen Theaterkrieg, aber nicht auf der Bühne, sondern hinter den Kulissen und im Parkett. Wollen wir solche Opern, solche Theater und Intendanten?

Die Stadt braucht keinen privaten Theaterkrieg, sondern, ganz simpel, Mittel zum Zweck. Und die sind nicht nach der Haushaltslage zu bemessen, sondern nach unserem Anspruch auf Kultur, Provokation und Unterhaltung. Diesen Anspruch ins Verhältnis zu kalkulierbarem Erfolg zu setzen ist ein Paradoxon. Denn Kunst rechnet sich nicht. Haben wir den Anspruch nicht mehr, brauchen wir weder über Subventionen noch über Privatisierungen zu reden. ROLF LAUTENSCHLÄGER

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