die stimme der kritik
: Betr.: Brot und Spiele

BEISSEN HELFEN

Sfor-Truppen sichern Bosniens Frieden, Hunde bewachen derweil ihre Sachen. Sieben belgische und ein deutsches Hütehündchen passen auf, dass im Feldlager Rajlovac bei Sarajewo niemand was klaut. Das langweilt die Köter, sie werden fett und gleichgültig. Deshalb werden sie sonntags auf Soldaten gehetzt. „Beißen helfen“ nennt sich das Martyrium. Die Soldaten, die sich zum Schutz jeck als Michelinmännchen kostümieren wollen, müssen zehn bis zwanzig Mark spenden. Ohne Spende geht gar nichts. „Beißen helfen“ heißt „beißen helfen“, weil „lachen helfen“ „lachen helfen“ heißt. Das ist eine soldatische Kriegs- und Krisen-Kinderhilfsaktion und damit irgendwie so ähnlich. Das ist militärischer Humor. Das müssen Sie nicht verstehen. Merken Sie sich einfach „helfen“. Hundeführer tauschen die Spenden in Nahrungsmittel und verhelfen so einer bosnischen Patenfamilie locker über den Monat. Auf acht Hütehunde kommt eine bosnische Familie. Na also!

Ganz anders in Berlin. Hier kommt auf etwa 550 Einwohner ein Kampfhund. Wem helfen die eigentlich? Und warum sind deren Besitzer mindestens hundert Meter entfernt, wenn sie brüllen: „Keine Angst!“ Wie Dampfloks walzen quadrat- oder schweinsschädelige Beißmaschinen deutsche Gehwege entlang, Keine Angst? Was sonst? Hass vielleicht? Aber, „der hat noch nie gebissen“. Natürlich! Wäre, ja noch schöner, hätte der erst letzte Woche eine Rentnerin erlegt. Sind Pitbulls eigentlich deutscher Rasse oder zugewandert, sozusagen Gäste? Und wie verfahren wir mit unliebsamen Gästen? Kleine Hilfe: Erinnern Sie sich an den türkischen jungen Mehmet? Richtig. Also lasst uns die Köter abschieben. Integralhelm auf und ab dafür. Ruhe da! in der kuscheligen Tierschutzecke. „Nazis raus“, quäken die einen. „Aber wohin nur?“, fragen verzweifelt die anderen. Letzteren sei gesagt: Die Reise geht nach Sarajevo – „beißen helfen“. Mit ein bisschen mehr Effizienz ließe sich allein mit den 6.000 Berliner Kampfkötern halb Bosnien ernähren. Brot und Spiele! Abschiebung kann so sinnvoll sein.

GERD ROSENKRANZ