Blitzschnell hässlich

Die bahnbrechende Erfindung einer Kunststudentin revolutioniert den heiklen Umgang der Geschlechter

Frauen sind oft zu schön für diese Welt – deshalb werden sie von Männern angegafft und belästigt. Das meint jedenfalls Pia Martin aus Stuttgart. Und die 25-jährige Kunststudentin verspricht Abhilfe: Sie hat unter dem Namen „Anticontactor“ eine „Schutzvorrichtung für Frauen“ zum Patent angemeldet, die ihre Trägerinnen in Sekundenschnelle hässlich, bucklig, stinkend, kurz: unattraktiv machen soll. „Tränengas und Waffen können immer gegen einen selbst verwendet werden. Besser ist: so abstoßend und ekelerregend aussehen, dass einen keiner eines Blickes würdigt und man in Ruhe gelassen wird“, erläutert Pia Martin ihre bahnbrechende Erfindung.

Die Grundidee von „Anticontactor“ ist ebenso einfach wie genial: Davon ausgehend, dass die meisten Männer zwar recht gut sehen können, ansonsten aber eher schlicht strukturierte Wesen sind, soll „eine wirkungsvolle passive Abwehr durch Veränderungen am Oberkörper und im Gesicht erzeugt werden“. Die Frau steckt sich bei Bedrohungsgefühlen schnell eine Gebiss-Schiene mit wüst-krummen Zähnen aus Silikon-Kautschuk in den Mund. „Das verändert das ganze Gesicht, weil die Kieferhaltung versetzt ist und auch ein Doppelkinn hinzukommen kann“, erklärt Pia Martin. Per Knopfdruck kann die Frau außerdem diverse Schwellkörper aktivieren, die wie eine Schwimmweste unter der Kleidung getragen werden. „Das platzt dann auf wie ein Airbag und verbeult die ganze Silhouette.“

Was schöne Frauen entstellt, hat die Tüftlerin durch Experimente in der Stuttgarter U-Bahn und bei Arbeiten für einen Trickfilm herausgefunden. Falls die Verunstaltung den angreifenden Unhold nicht in die Flucht schlägt, soll sich die Frau „im Notfall eines Mittels bedienen, das es in der Natur gibt, des Stinktier-Effekts“: eine Kapsel mit stinkender Flüssigkeit zerbeißen – am besten so, dass der Angreifer auch etwas abbekommt und später identifiziert werden kann. „Immer noch besser, mal ’ne Runde zu stinken als vergewaltigt zu werden“, ist Pia Martin sicher.

Für ihre Erfindung sucht sie jetzt nach Herstellern. Auf der Nürnberger Erfindermesse IENA, wo sie „Anticontactor“ erstmals präsentierte, kamen jedoch „hauptsächlich männliche Besucher, die Frauen nicht so unästhetisch sehen wollen oder das Problem einfach nicht begreifen“, bedauert Pia Martin. „Vielleicht sollte ich damit lieber gleich nach Amerika gehen“, überlegt die Studentin. Einen englischen Werbeslogan hat sie jedenfalls schon: „Think positive – look awful!“ MARTIN EBNER