Sportliche Baseballschläger

Mit der Begegnung der Strausberger Sun Warriors gegen die Wolfsburger Yahoos begann am Wochenende die Baseball-Bundesliga. Die Brandenburger liegen nun auf dem dritten Platz

von GERD DEMBOWSKI

Der Hartgummiball prallt auf den metallenen Schläger. Wenn ich nach langer Zeit wieder dieses Geräusch höre, muss ich an meinen ersten Schlag denken. Wie ich dastand und mit offenem Mund die Flugbahn ins linke Outfield verfolgte.

Damals spielten wir Baseball im Stadtpark. Zwei platt getretene Maulwurfshügel boten eine natürliche First- und Third-Base und teilten somit das provisorische Spielfeld ein. Flanierende Entenfütterer blieben verwundert stehen und seufzten nach kurzer Bedenkpause: „Ach so, Brennball. Damit kann man doch nichts werden.“ Mit selbst genähten Trikots waren wir die Flintstones, das zweite Keulen schwingende Team in der zweitgrößten Bergbaustadt Europas, weil wir nicht zu den überausgerüsteten Yuppies der Unicorns zählen wollten.

Bei den zwei Spielen der Sun Warriors Strausberg gegen die Wolfsburg Yahoos sah das zum diesjährigen Bundesligastart in der Gruppe Nord natürlich alles viel professioneller aus. 350 Zuschauer fanden am Samstag den Weg in den Strausberger Freizeitpark. Dort hatte der Mannheimer Georg Bull, langjähriger Kapitän der Nationalelf, zusammen mit dem ehemaligen Bassisten der Ostberliner Band „Chicoree“ 1994 in Eigeninitiative ein Baseball-Camp errichtet. Während Firmenfunktionäre den Osten mit neuen Betrieben verwestlichten, brachten sie den US-Nationalsport Baseball.

Schon bald eilten Strausbergs Kids zum ehemaligen Sportschulgelände der NVA, um das ungewöhnliche Treiben zu beobachten und selbst den Fanghandschuh überzustülpen. Nachdem die Sonnenkrieger im Vorjahr als Neuling den Klassenerhalt in der zweigleisigen ersten Liga schafften, wollen sie nun bis in die Play-offs vordringen. Ohne Fördermittel des Landesverbandes und der Kommune ist es dabei besonders dem jordanischen Unternehmer Ahmad Mofadi zu verdanken, dass mit einem Etat von 120.000 Mark der Kader entscheidend erweitert werden konnte. „Einen baseballverrückten Mäzen hat irgendwo jeder Verein, der in der Bundesliga bestehen will“, erklärt Spielertrainer Bull. Zur Jahreswende verband er einen Urlaub in der Dominikanischen Republik mit der Sichtung neuer Spieler. In Boca Chica verpflichtete er Santiago Valdez und José Flores Olmo als Profis, die nun in Strausberg Baseball-Entwicklungshilfe leisten.

Denn obwohl der Deutsche Baseball und Softball Verband (DBV) mittlerweile über 26.000 Mitglieder in 500 Vereinen organisiert und 2001 die Europameisterschaft ausrichten wird, klafft eine weite Lücke zur amerikanischen Major League. Auch nach einer plötzlichen Investitionswelle aus den USA, die vor einigen Jahren den europäischen American Football erfasste, wird sie in absehbarer Zeit wohl nicht auf den Baseballsport überschwappen. Obwohl bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gewis Jugendliche bei der Frage nach ihrem Lieblingssport Baseball auf Platz 5 wählten – noch vor Eishockey und Leichtathletik –, fehlt der öffentliche Fokus.

Auch bei den Angstgegnern Wolfsburg Yahoos weist der Name weder auf eine Sponsorship des gleichnamigen Internetriesen noch auf einen bekannten Autokonzern hin. Eines hatten die Wolfsburger Keulenschwinger aber doch mit dem Internetanbieter gemein. Wie dieser vor kurzer Zeit von Computerhackern, so wurde das Fieldplay der Yahoos diesmal von den Geschossen der Sun Warriors lahm gelegt. Als im siebten und letzten Inning alle Bases mit Strausberger Läufern geladen waren, schlug Neuzugang Valdez den ersten Batter Ramon Veisz zum 5:5-Ausgleich auf die Homeplate.

Den Hit des Tages schaffte dann Kevin Cooray, in der letzten Saison noch bester Schlagmann der Berlin Sluggers. Nach seinem Volltreffer ins Rightfield lief Shortstop Henry Guillermo den 6:5-Debütsieg nach Hause. Im zweiten Spiel des Doubleheaders erzwang das Heimteam die Vorentscheidung mit vier Runs bereits im ersten Inning. Auch die Wolfsburger Einwechslung des amerikanischen Topwerfers Dusty Carlson konnte fünf weitere Punktläufe nicht verhindern und so gewann die Brandenburger Heimelf auch das zweite Spiel klar mit 9:3.

In der Baseball-Bundesliga starten die Strausberger nun auf dem dritten Tabellenplatz, bevor es am nächsten Wochenende zum Titelverteidiger Paderborn Untouchables geht. Noch vor einer Woche konnten die Sonnenkrieger die Untouchables im ersten Vorbereitungsspiel sogar mit 6:3 vom Feld fegen.