Nur am Schluss stark

Das Rumpfteam des Deutschen Tennis-Bundes verliert im Viertelfinale des Davis-Cups gegen Titelverteidiger Australien in Adelaide mit 2:3 und hofft auf eine bessere Zukunft

BERLIN taz ■ Am Ende waren es nicht nur die tapferen, aber vergeblichen Anstrengungen des David Prinosil, die für das kommende Jahr dem Prinzip Hoffnung im deutschen Davis-Cup-Team Gültigkeit verschafften. Obwohl auf den ersten Blick unbedeutend, sicherte sich das Tennis-Team von Kapitän Carl-Uwe Steeb gestern auch noch die beiden Schlusseinzel beim 2:3 gegen Titelverteidiger Australien.

Michael Kohlmann, eigentlich nur als Trainingspartner vorgesehen, schaffte gegen Wayne Arthurs seinen ersten Davis-Cup-Sieg. Dies gelang auch Rainer Schüttler, der für den erschöpften Prinosil zum Einsatz kam. Er bezwang immerhin den 19-jährigen Lleyton Hewitt, der erst dreimal in diesem Jahr verloren hatte. Direkt nach seinem Erfolg zog der Bad Homburger eine befreiende persönliche Bilanz: „Damit ist der Bann gebrochen.“

Die Stimmung im deutschen Team war trotz der recht desolaten Situation keineswegs hektisch, sondern ziemlich harmonisch. Dabei kann es durchaus sein, dass der Notauswahl im nächsten Davis-Cup-Match nicht für ihr Engagement gedankt wird. „Ich hoffe, dass wir dann in voller Besetzung antreten können. Unser Ziel ist es, ganz vorne mitzuspielen“, erklärte Teamkapitän Charly Steeb. Er will den „Verweigerer“ Nicolas Kiefer umstimmen und auch Topspieler Thomas Haas wird dann wohl wieder genesen sein.

Zuvor muss sich Steeb jedoch um die Verlängerung seines Vertrages beim Deutschen Tennis-Bund (DTB) bemühen, der eigentlich schon längst bis 2002 unterzeichnet sein sollte. Doch Strukturreformen im Verband werden die Unterzeichnung bis Ende Oktober hinauszögern.

Natürlich glich das Unternehmen Viertelfinale von vornherein einem Himmelfahrtskommando. Neben Kiefer und Haas musste Kapitän Steeb im Eröffnungseinzel auch noch auf den angeschlagenen Rainer Schüttler verzichten. Das Aufeinandertreffen am Memorial Drive in Adelaide war bereits am zweiten Tag nach der Niederlage im Doppel mit 0:3 zu Gunsten der Australier entschieden. Aber dass die deutschen Racketschwinger in Extremsituationen über sich hinauswachsen können, bewies vor allem die Leistung des konditionsstarken Prinosil. Er zwang den Aufschlagspezialisten Wayne Arthurs am ersten Tag in den fünften Satz, verlor diesen dann allerdings nach 4:13 Stunden mit 9:11.

Am Samstag zunächst nur schwerfällig aus dem Bett gekommen, lief Prinosil spätestens im dritten Satz des Doppels wieder warm und egalisierte an der Seite von Marc-Kevin Goellner einen Zweisatzrückstand. Auch im Doppel blieb die Kraftanstrengung jedoch umsonst, der fünfte Satz ging mit 8:10 an Patrick Rafter und Mark Woodforde.

Nach dieser Niederlage stand fest, dass Prinosil einerseits für seinen Einsatzwillen mit Lob überschüttet, andererseits auch als tragische Figur dieser Davis-Cup-Begegnung enden würde. Nach zwei unglücklich verlorenen Spielen sagte er : „Mir tut der ganze Körper weh, ich werde wohl ein Paar Tage brauchen, um mich zu erholen.“ GERD DEMBOWSKI