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: Strahlemann willvon Olaf lernen

„Koschwitz“ (seit Mo. tägl. 22.15 Uhr, N 24)

Olaf Henkel ist ziemlich oft im Fernsehen – und Thomas Koschwitz künftig auch wieder. Wohl deshalb hatte Koschwitz den BDI-Präsidenten zum Auftakt seines gleichnamigen Comeback als Talk-Gastgeber auf Leo Kirchs Nachrichtenkanal N 24 ausgewählt: Lernen von Olaf, anders ließ sich Koschwitz’ Mimik kaum interpretieren. Der 44-Jährige strahlte Henkel an wie ein Nachwuchsfußballer, der unverhofft seinem Idol Lothar Matthäus gegenübersteht – den Kopf stets so weit nach vorne geneigt, dass man fürchtete, er würde gleich vom Stuhl kippen. Wer darin eine ausgefuchste Fassade für umso kritischere Fragen vermutete, sah sich getäuscht. Nein, nicht dass Koschwitz nicht gefragt hätte: Gleich bis zur ersten Werbepause nach gut zehn Minuten waren die Themen Streit im BDI, Frauen in der Jugend, Frauen in der Geschäftswelt, CDU-Vorsitz, Kritik an Helmut Kohl und Henkels Rambo-Image durchgehechelt.

Freilich ohne Erkenntnisgewinn. Dabei hatte N 24 angekündigt, Koschwitz wolle seinen Gästen „auf sympathische Weise Hintergründe und persönliche Motive entlocken, damit es für die Zuschauer informativ und unterhaltend“ werde. Und Henkel hätte sich dafür prima geeignet. Beispielsweise, als er sich als ehemaliger Castro-Fan outete oder kurz seinen Pilzkopf-Friseur aus längst vergangenen Hamburger Zeiten anschnitt. Hätte man doch irgendwie gern gewusst, warum sich der knallharte Verfechter der Globalisierung einst dem bärtigen Revolutionsführer so nahe fühlte. Und wieso er zur gleichen Friseurin ging wie die Beatles.

Henkel hatte angesichts des mangelnden Zupackens seines Gastgebers irgendwann selbst Mitleid mit dem Publikum: „Jetzt müsste man die ganze Standort-Litanei singen. Das will ich nicht machen, das würde Ihre Zuschauer langweilen.“ Stimmt. Der Mann ist halt medienerfahren. Aber sagte man das nicht auch mal von Koschwitz? HANS G. NAGL