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Die Deutsche Bank will mehr Produkte per Internet verkaufen. Strategiewechsel beim größten Institut

HAMBURG taz ■ Erst sieben Millionen Europäer verwalten ihr Konto per Internet. In Zukunft sollen dies deutlich mehr werden. Auch die Deutsche Bank entdeckt das Internet neu.

Dahinter verbirgt sich ein radikaler Strategiewechsel. Bislang hatte man wie die meisten Geldgiganten auf ein klassisches Filialgeschäft plus separate Internet-Bank gesetzt – jetzt sollen der Gesamtkonzern und die ganze Wertschöpfungskette fit fürs Internet werden. Dafür hat die Deutsche Bank eine strategische Allianz mit AOL vereinbart. Kooperiert wird künftig mit den Medienkonzernen RTL und Frankfurter Allgemeine Zeitung, dem populären Internetportal Lycos, mit SAP und für das mobile Internet („WAP“) mit Nokia und Mannesmann.

Der Finanzriese will in den kommenden Jahren jeweils bis zu einer Milliarde Euro investieren. Man konzentriert sich auf vier Felder. Neu ist, dass auch „innovative“ und komplexe Produkte per Datenleitung verkauft werden sollen. Auch das zweite Feld sollen Privatkunden betreten: „Viele Verbraucher“, so DB-Vorstand Lamberti, „fühlen sich angesichts der zunehmenden Auswahl von Produkten überfordert.“ Sie benötigen daher einen „gut ausgestatteten Supermarkt“, um auswählen zu können. „Moneyshelf.com“ heißt dieser nun. Der Gag: Moneyshelf wird ein Informationsinstrument, das den Weg zu zahlreichen DB-Produkten weist, aber eben auch zu Angeboten von anderen. Auf dem dritten Feld sollen Marktplätze entstehen, auf denen Unternehmen ihre Geschäfte abwickeln und gleichzeitig die Dienste der Deutschen Bank ordern können.

Auf dem vierten Internetfeld können Geschäftskunden eine einzige zentrale Anlaufstelle für alle unternehmerischen Bedürfnisse finden. Bald sollen 50 Prozent der europäischen Firmenkunden ganz auf die DB-Datenautobahn umsteigen.

HERMANNUS PFEIFFER