sandro botticelli zeichnet dantes „göttliche komödie“

An den Ostertagen des Jahres 1300 stieg Dante Alighieri in die Hölle hinab, sah sich unter den Büßern am Läuterungsberg um und durfte schließlich zur heiligen Jungfrau Maria im Paradies aufschauen. So jedenfalls steht es in den 1321 veröffentlichten Versen seiner „Göttlichen Komödie“. Gut 180 Jahre später hat der Florentiner Maler Sandro Botticelli Dantes Szenenfolge mit einem erstaunlichen Zyklus aus über 90 Zeichnungen illustriert (siehe taz, 19. 4.). Effektvoll wie in einer kinematografischen Bildstrecke setzte Botticelli um, was der Dichter an Qualen und Entbehrungen im Fegefeuer imaginierte und fand selbst für die Momente, in denen Dante vor lauter Erhabenheit sprachlos blieb, die passende Darstellung. Im Angesicht der reinen Anschauung im Himmel ließ er seine Pergamentblätter weiß, nicht anders als die abstrakte Malerei der Moderne. Die Botticelli-Ausstellung ist noch bis zum 18. Juni im Berliner Kupferstichkabinett zu sehen, der ausführliche Katalog (Cantz Verlag, 390 S.) kostet im Buchhandel 128 Mark.