Rot-Grün ausgeflaggt

■ ÖTV wirft der Bundesregierung Untätigkeit im Kampf gegen Billigschiffe vor

Für die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) ist es klar: Die rot-grüne Bundesregierung unternimmt nicht nur nichts gegen das System der Billigflaggen, sie fördert es sogar. „Die Koalition gibt deutschen Reedern keine Anreize, ihre ausgeflaggten Schiffe wieder ins deutsche Register zurückzuführen“, beklagt der Seefahrtsexperte im ÖTV-Vorstand, Dieter Benze, gegenüber dem Greenpeace Magazin.

So hat die ÖTV von dem Plan des Bundesverkehrsministeriums erfahren, auch die Ausbildung deutscher Seeleute auf Schiffen unter Billigflagge zuzulassen. „Unverantwortlich“ nennt Benze das: Schließlich seien viele der Billigschiffe in einem derart schlechten Zustand, dass eine zufriedenstellende Ausbildung unmöglich sei. Vor allem das nautische Handwerk und Sicherheitsfragen könne man auf einem Billigflaggenschiff kaum lernen.

Benze wirft der Regierung vor, im Gegensatz zu den USA oder Frankreich nichts zu unternehmen, um die Staaten, die Billigflaggen vergeben – wie Liberia oder Panama – , zu zwingen, internationale Sicherheitsstandards einzuführen. Letztlich mache sich Rot-Grün damit mitschuldig an Havarien und Schiffsuntergängen wie dem des Tankers „Erika“ im vergangenen Dezember, der vor der bretonischen Küste eine verheerende Ölpest auslöste.

„Solange es Billigflaggen gibt, wird es immer wieder Schiffskatastrophen geben“, sagt ÖTV-Vorstand Jan Kahmann. „Der Tod von Menschen und die Zerstörung der Umwelt werden in diesem Geschäft leichtfertig in Kauf genommen.“ Peter Ahrens