Ein eigenes Bürgerwehr für Öko-Strom

■ Hucky Heck und Andreas Hoetzel wollen das totgesagte Weserkraftwerk doch noch bauen - mit Unterstützung und Geld aus der Bevölkerung / Stadtwerke sollen Planungsunterlagen freigeben

Ende März hatte die Deputation für Umwelt und Energie die Pläne für ein neues Weserkraftwerk zu Grabe getragen, jetzt feiern sie fröhliche Wiederauferstehung - als Idee einer Ex-WG. Buten&Binnen-Moderator Andreas Hoetzel hatte mal wieder mit seinem alten Wohngenossen Hucky Heck und Heinz Bollweg, zwei Gesellschaftern des Windenergieanlagen-Unternehmens Tandem, zusammengesessen und dabei eine „geniale Idee“ (Heck) ausgbrütet: Wie wäre es, wenn ganz viele Bremer BürgerInnen die Sache selber in die Hand nehmen und sich per Weserwasser-Kraftwerk mit Öko-Strom versorgen würden?

Nachdem das alte Weserkraftwerk Ende der 80er Jahre zusammen mit dem baufälligen Weserwehr abgerissen worden war, hatten sich Bürgerschaft und Senat 1990 für den Neubau eines Wasserkraftwerks neben dem neuen Wehr ausgesprochen. Der potentielle Bauplatz wurde freigehalten, die Stadtwerke wurden mit den Vorbereitungen beauftragt, und ein Firmenkonsortium von Siemens, Voith und Mattern bot an, das Kraftwerk zum Festpreis von 98 Millionen Mark zu bauen. Die Planungen verzögerten sich jedoch von Jahr zu Jahr, und der Vorstand der Stadtwerke zeigte wenig Begeisterung.

Anfang 1997 war schließlich die technische Vorplanung abgeschlossen, doch ein Planfeststellungsverfahren wurde nicht eingeleitet. Denn die Stadtwerke waren nur zum Bau bereit, wenn sich die Stadt zur Übernahme aller zusätzlichen Kosten verpflichtete, die sich im Vergleich zur Stromerzeugung aus Kohle ergeben würden. Im Auftrag des Umweltsenators hat die Niedersächsische Energieagentur diese Abschätzung vorgenommen. Im Februar lag das ernüchternde Ergebnis vor: In den nächsten 40 Jahren wäre ein Zuschuss- bedarf zwischen 68 und 101 Millionen Mark zu erwarten. Am 30. März beschloss die zuständige Deputation daraufhin einstimmig, die Weserkraftwerk-Idee zu beerdigen.

Vier Millionen Mark hatten die Planungen bis dahin gekostet, bezahlt je zur Hälfte von Stadtwerken und Stadt. Die fertigen Unterlagen liegen bei den Stadtwerken in der Schublade. „Wenn diese Planung jetzt öffentlich gemacht wird, können wir einen konkreten Vorschlag machen“, sagt Hucky Heck. Sein Unternehmen hat Erfahrung mit Öko-Stromprojekten dieser Größenordnung. In Brandenburg baut „Tandem“ gerade einen Windenergiepark für 36 Millionen Mark.

Drei positive Vorgespräche haben Heck, Hoetzel und Bollweg schon geführt: mit Henning Scherf, mit dem Staatsrat für Bau und Umwelt, Fritz Logemann, und mit der NordLB, die Erfahrung mit der Finanzierung von Öko-Stromanlagen hat. Wären mindestens 1.000 BremerInnen bereit, sich mit je 5.000 Mark am Bau des Weserkraftwerks zu beteiligen, dann, da ist Heck überzeugt, ließe es sich verwirklichen. Denn in Zeiten einer liberalisierten Energiewirtschaft und der Öko-Steuer lassen sich für Strom aus regenerativen Quellen deutlich bessere Preise erzielen, als den bisherigen Gutachten zugrundegelegen haben. Davon müssten sich auch die Stadtwerke überzeugen lassen. Denn ohne, oder gar gegen sie, da ist sich Heck ebenfalls sicher, „klappt das nicht“.

Öko-Strom für 20.000 Bremer Haushalte würde ein Weserkraftwerk liefern und dabei 43.000 Tonnen CO2-Ausstoß vermeiden. Hoetzel und Heck haben auch schon über einen werbewirksamen Namen nachgedacht. „Bürgerkraftwerk“ schlägt der ehemalige Viertel-Bürgermeister vor. Fernsehgesicht Hoetzel will dafür „von Haustür zu Haustür gehen“ und schlägt deshalb das Motto vor: „Ein Bürgerwehr für die Weser - dann haben wir die falschen Leute gleich mit im Boot“, sagt er, „und das ist gut, denn wir brauchen ja so viele wie möglich.“ Ase