In die Sackgasse?

Eine Erklärung von RedakteurInnen der aktuellen Redaktion zum Streik der Kollegen aus der Kultur

Ohne JournalistInnen kann man eine Zeitung nicht produzieren. Dieser Selbstverständlichkeit verschliessen sich die Verwalter der Zahlen in diesem Haus jedoch beharrlich. Die Geschäftsführung kürzt Stellen weg, ohne darzulegen, wie die verbleibenden RedakteurInnen trotzdem das Pensum bewältigen und die Qualität des Blattes halten sollen. Das ist allein deren Problem - bisher. Dass die Kulturredakteure die Arbeit nun niederlegen, durchbricht endlich dieses Schema. Dafür verdienen und bekommen die KollegInnen unsere ungeteilte Unterstützung.

Die Geschäftsführung hat die Auswirkungen ihres Missmanagements bisher nicht zu spüren bekommen, denn wann immer uns eine weitere Stelle gestrichen wurde, haben wir einfach noch mehr gearbeitet - auch in der Politikredaktion der taz-hamburg, in der wir schreiben. Schon immer waren wir bereit, viel Arbeit und Gehälter weit unter Tarif in Kauf zu nehmen, da wir nicht irgendein Blatt, sondern eben die taz machen wollen. An das gemeinsame Projekt und eine solidarische Problemlösung appelliert die Geschäftsführung denn auch kräftig, wenn sie zusätzliche Spezial-Hefte und damit zusätzliche Arbeit durchsetzen will. Im Gegenzug wurde einem Fotografen, der seit 18 Jahren bei der taz ist, gekündigt und Stellen nicht oder erst nach Monaten neu besetzt, wenn wieder mal jemand aus Überlastung das Handtuch geworfen hatte. Statt die Motivation der MitarbeiterInnen als Kapital zu nutzen, wird diese mutwillig aufs Spiel gesetzt.

Es ist eine Sackgasse, in die die Geschäftsführung rennt. Sie kokettiert mit dem Image taz und betreibt selber eine Politik, die mit der Idee dieser Zeitung nichts mehr zu tun hat. Wegen des Haushaltslochs nimmt sie eine schlechtere Zeitung in Kauf und lamentiert im Gegenzug darüber, dass die LeserInnen auf andere Blätter zurückgreifen und ihre taz-Abos kündigen. Wir stattdessen wollen den LeserInnen einen lesenswerten Lokalteil bieten. Und das ist ohne JournalistInnen nicht möglich.

Peter Ahrens, Kai von Appen, Heike Dierbach, Birgit Hoyer, Elke Spanner, Sandra Wilsdorf, Henning Scholz (Foto), Markus Scholz (Foto).