Fidschis Geiselnehmer fordern Sold

Ein Vertrag soll jetzt die fünfwöchige Geiselnahme beenden. Das Militär gab Forderungen der Putschisten nach

BERLIN taz ■ Fidschis Militärregierung hat nach zweitägigen Verhandlungen den Forderungen der Putschisten und Geiselnehmer im Parlament nachgegeben. Für heute wird die Unterzeichnung eines Vertrages erwartet, der die fünfwöchige Geiselnahme von 31 Regierungsmitgliedern einschließlich des Premierministers beenden soll. Ziel der Putschisten um den Geschäftsmann George Speight war eine Verfassungsänderung, um den Ureinwohnern die Vormacht über die 45 Prozent Inder im Land zu sichern, die mehrheitlich die jetzt abgesetzte Regierung stellten.

Laut Vertrag soll das seit dem Putsch per Kriegsrecht regierende Militär die Regierungsgewalt an Vizepräsident Ratu Josefa Iloilo übergeben. Nach dessen Ernennung zum neuen Präsidenten soll er eine Übergangsregierung berufen. Diese solle dann eine neue Verfassung ausarbeiten und in spätestens drei Jahren Wahlen durchführen. Der Vertrag sieht vor, dass die putschenden Geiselnehmer für ihre Taten nicht belangt werden.

Es ist noch unklar, ob Mitglieder aus Speights Gruppe in der neuen Regierung mitarbeiten werden und wie umfangreich die Amnestie für die Rebellen genau sein wird. Speight hatte der Militärregierung eine umfangreiche Liste mit Namen von Anhängern vorgelegt, deren strafrechtliche Immunität er forderte. Er verlangte auch, dass die Armee den abtrünnigen Soldaten in seiner Gruppe den Sold für die Zeit der Geiselnahme weiterbezahle und deren Entlassung rückgängig gemacht werde. Seine Anhänger hatten Geschäfte in Fidschis Hauptstadt Suva geplündert, den staatlichen Fernsehsender zerstört, einen Polizisten getötet und zahlreiche Personen verletzt.

Fidschis Wirtschaft ist von dem Putsch schwer getroffen. Der Tourismussektor beziffert seine Verluste auf 20 Millionen US-Dollar. Die Zucker- und Textilindustrie entließ bereits tausende Arbeiter. Krankenhäuser, Schulen und öffentliche Einrichtungen beklagen den Verlust qualifizierten Personals. Ärzte, Lehrer und Verwaltungsangestellte verlassen die Inseln. Nach Angaben der Angestelltengewerkschaft hätten bereits 20 Prozent ihrer Mitglieder ihr Arbeitsverhältnis gekündigt.

Vertreter der EU- und der AKP-Staaten, die zur Zeit in Benin über die Fortsetzung der Lomé-Verträge beraten, kritisierten die Entwicklungen auf Fidschi. Doch Fidschis EU-Botschafter hofft auf eine Fortsetzung der EU-Subventionen für Fidschis Zuckerindustrie. MARTIN BOTH