Ritter der Datenverarbeitung

■ Büromenschen sind künftig rastlos – und WAP reimt sich auf Flop

Der Büromensch der Zukunft ist ein rastloser Geselle. Für seine Arbeit bedient er sich „nonterritorialer Büros“ in Hotels, Flugzeugen, Autos oder Zügen. Ohne feste Arbeitszeiten ist er stets überall mit den Zentralrechnern seines Arbeitgebers verbunden. Vom Handy bis zum Laptop bietet der Markt schon heute allerhand Werkzeuge fürs „nomadic computing“. Gegenüber den technischen Möglichkeiten der Zukunft werden sie uns aber genauso plump und träge vorkommen wie die mechanische Schreibmaschine, die mancher noch im Keller stehen hat. „Road Warriors“ heißen die Ritter der mobilen Datenverarbeitung schon heute im Informati-kerjargon. Mit welchem Rüstzeug sie in einigen Jahren an die Arbeit gehen werden, war gestern beim „Infotag“ des Technologiezentrums Informatik (TZI) an der Uni Bremen zu erfahren.

Einen Vorgeschmack auf die schöne neue Bürowelt hatte Dr. Carsten Bormann, Geschäftsführer des TZI für den Bereich Digitale Medien und Netze, gestern schon dabei. Zum Beispiel den WiFi-Server, eine kleine, ufoförmige Plastickapsel, die einen Umkreis von 50 bis 200 Meter mit „drahtloser Konnektivität“ versorgt.

Zwei Universitätsgebäude sind bereits damit ausgestattet. In ein bis zwei Jahren soll sich sozusagen eine WiFi-„Funkglocke“ über den gesamten Campus wölben. Wer darunter sitzt, braucht für den Anschluss seines Computers, Laptops oder Telefons kein Kabel mehr, ein scheckkartenkleiner Empfänger sorgt für die Verbindung. Mit zehn Megabit pro Sekunde sausen die Daten im WiFi-Netz hin und her, eine Verbindungsqualität, die selbst für Videokonferenzen spielend ausreicht.

Einsatzmöglichkeiten gibt es für die drahtlose Anbindung ans Datennetz aber auch außerhalb der High-Tech-Branche. So lassen sich die Bremer Stahlwerke vom TZI gerade ein System für die Wartung ihrer Kräne aufbauen. Es stammt aus dem Bereich „wearable computing“ – Datenverarbeitung zum Anziehen. Die Servicemitarbeiter tragen eine Videokamera vor der Stirn, deren Bilder von dem am Gürtel getragenen Kleincomputer per WiFi an die Zentrale gehen. Alles, was sie sehen, sieht dort ein Experte mit und beurteilt den Wartungsbedarf.

Kommt in zwei Jahren UMTS als neuer Standard für den Mobilfunk, dann wird auch ein Architekt im Büro jederzeit von der Stirn des Vorarbeiters auf die Baustelle oder das Versicherungsunternehmen auf den Bauschaden blicken können. Das allerdings wird seinen Preis haben. 80 Milliarden Mark sollen die Mobilfunkunternehmen allein für die Lizenzen des superschnellen UMTS-Netzes zahlen. Das sind tausend Mark für jeden Bewohner Deutschlands – Summen, die sich die Unternehmen zurückholen werden.

Dafür wird dann aber auch manches ganz schön alt aussehen, was heute als letzter Schrei der Mobilität verkauft wird. Zum Beispiel WAP, der Internetzugang auf dem Handy-Display. Bis zu zwei Minuten dauert es heute, per WAP zum Beispiel die Abfahrtszeit der nächsten Straßenbahn herauszufinden. Kein Wunder, dass auf den WAP-Server der BSAG bisher ganze 30 mal zugegriffen wird – im Monat.

Ase