Kopf-an-Kopf-Rennen um Parteivorsitz

An der SPD-Basis ist Stefan Grönebaum der Favorit für den Parteivorsitz. Doch beim Landesparteitag am Samstag entscheiden die Funktionäre: Hier haben Parteichef Peter Strieder und Vize Hermann Borghorst die besseren Karten

Wer die SPD künftig führen wird, ist weiter ungewiss. Parteichef Peter Strieder und sein Gegenkandidat für den Parteivorsitz, Stefan Grönebaum, haben vor dem Landesparteitag am Samstag jeweils fünf von elf Kreisverbänden für sich gewinnen können. Der dritte Kandidat, der stellvertretende Landesvorsitzende Hermann Borghorst, landete abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Doch beim Landesparteitag, der am Samstag eine neue Führungsspitze wählt, könnte sich ein anderes Bild ergeben. Nach der Einschätzung einiger Kreisvorsitzender dürfte Strieder knapp vor Borghorst liegen, Grönebaum könnte mit mehr oder weniger deutlichem Abstand den dritten Platz belegen. Für diese Diskrepanz ist unter anderem die Zusammensetzung der 320 Parteitagsdelegierten verantwortlich, die vor allem zur mittleren Funktionärsschicht zählen. Bei ihnen hat der 52-jährige Abgeordnete Hermann Borghorst weitaus mehr Rückhalt als der Parteilinke 38-jährige Stefan Grönebaum, der die Stimmen der unzufriedenen Parteibasis auf sich zog.

Da keiner der drei Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen dürfte, wird in jedem Fall mit einem zweiten Wahlgang gerechnet. Falls es zu einer Stichwahl zwischen Strieder und Borghorst kommen sollte, dürfte das Stimmverhalten der Grönebaum-Anhänger wahlentscheidend werden. Ob sie sich eher für den rechten Flügelmann Borghorst entscheiden, der sich in den Privatisierungsdebatten als verlässlicher Partner für die Linke erwiesen hat, oder für den halblinken Modernisierer Strieder, wagt derzeit niemand zu prognostizieren.

Fest steht: Strieder kann sich seiner Wiederwahl keineswegs sicher sein. Selbst dort, wo er die Abstimmung an der Basis für sich entscheiden konnte, haben die beiden Gegenkandidaten zusammen mehr Stimmen als er. Die Parteibasis ist damit mehrheitlich gegen Strieder.

Die Basis verweigert aber nicht nur dem Parteichef die Gefolgschaft, sondern auch den sieben von zwölf Kreischefs, die Parteivize Hermann Borghorst zur Kandidatur gedrängt haben. Ihr Werben für Borghorst verhallte an der Basis ungehört. Ein weiterer Vorteil für Strieder: Für ihn wirbt hinter den Kulissen der ehemalige Spitzenkandidat Walter Momper, einer der wenigen, der noch Autorität in der Partei genießt. DOROTHEE WINDEN