Trillerpfeifen töten

1.200 Bürger demonstrieren gegen Ausländerhass, und Bürgermeister vergleicht Autonome mit Neonazis

FRANKFURT taz ■ Eine Demonstration gegen Ausländerhass in Ludwigshafen endete am Samstag im Tumult. Eine Woche nach dem Brandanschlag von vier rechten Skinheads auf ein Asylbewerberheim in der Stadt, bei dem drei Kinder verletzt wurden, hatte die „Bürgerinitiative gegen rechts“ zu der Kundgebung aufgerufen. Rund 1.200 Bürger kamen, darunter 100 Mitglieder des autonomen „Antifaschistischen Aktionsbündnisses Rhein-Neckar“.

Mit Trillerpfeifen und Sprechchören störten die Autonomen die Rede des Staatssekretärs im Innenministerium von Rheinland-Pfalz, Ernst Theilen. Dieser, so die Angaben eines Sprechers der „Bürgerinitiative gegen rechts“, hatte sich selbst eingeladen und sei dann von der Initiative in die Rednerliste aufgenommen worden. „Hau ab!“, forderten die Autonomen daraufhin Theilen auf und warfen ihm vor, mit seiner „Politik der Untätigkeit“ mit dafür gesorgt zu haben, daß sich die rechte Szene in Rheinland-Pfalz so breit habe machen können. Auf Transparenten wiesen sie darauf hin, dass das „Rassistenpack!“ wegen der Abschiebungen ohnehin in der Landesregierung sitze. Und Mitgliedern der Gewerkschaften, der Kirchen, der SPD und der Grünen, die nach dem Staatssekretär sprechen sollten, wurde von den Störern ein Transparent vorgehalten: „Nur Idioten brauchen Führer.“ Theilen brach seine Rede ab und die Veranstalter die Kundgebung. Einige, nach Einschätzung von Kundgebungsteilnehmern „angetrunkene“ Autonome hatten da bereits die Bühne geentert.

Das sei „spontan passiert“, man habe das so nicht geplant und auch nicht gewollt, entschuldigte sich später ein Sprecher des „Antifaschistischen Aktionsbündnisses“. Ein Mitglied der „Bürgerinitiative gegen rechts“, die vor knapp zwei Jahren mit phantasievollen und gewaltfreien Aktionen erreicht hatte, daß der bekennende „nationale Sozialist“ Christian Hehl seinen Laden mit Devotionalien für die rechte Szene in der Südstadt wieder schließen musste, nannte das Verhalten der Autonomen „intolerant“. Der Ludwigshafener Bürgermeister Wilhelm Zeiser setzte die antifaschistische Aktion mit der neonazistischen gleich: „Was ich hier erlebt habe, war für mich genau so erschreckend wie der Brandanschlag selbst“, meinte er.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT