98 807.200.000 Mark

Die Mobilfunk-Versteigerung endet mit einem Erlös von fast 100 Milliarden Mark. Deutsche Telekom und Vodafone/Mannesmann mussten einlenken. Konzerne schenken dem Staat rund 35 Milliarden

BERLIN/MAINZ taz/dpa ■ Die teuerste Versteigerung der Geschichte ist zu Ende. Gestern Nachmittag fiel der Hammer bei der Versteigerung der deutschen Mobilfunk-Lizenzen bei einem Gesamtbetrag von gut 98,8 Milliarden Mark. Seit einer Woche haben sich die sechs verbleibenden Konsortien Runde um Runde hochgeboten. Nun haben sich alle sechs je zwei Frequenzblöcke und damit eine Lizenz gesichert.

Am tiefsten muss die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobil mit 16,58 Milliarden Mark in die Tasche greifen; am billigsten kommt Mobilcom/France Télécom mit 16,37 Milliarden weg. Dazwischen liegen die Konsortien Viag Interkom/British Telecom, Vodafone/Mannesmann, Group 3G und E-Plus/Hutchison.

Das gleiche Ergebnis war im Prinzip schon vor einer Woche erreicht: Jeder hatte eine Lizenz. Damals stand die Gesamtsumme jedoch nur bei 63,05 Milliarden Mark. Eine Woche lang versuchten vor allem Telekom und Mannesmann, noch einen Bieter hinauszudrängen. Das klappte nicht. Finanzminister Hans Eichel hat dadurch aber37,75 Milliarden Mark mehr verdient.

Eigentlich geht es um einen neuen Handy-Standard namens UMTS, Universal Mobile Telecommunications System. Es soll ab 2002 kommen. Damit ist Bildtelefonie oder Musikübertragung online auf das Handy möglich. Die Profite sollen noch höher sein als bei der derzeitigen Handy-Generation.

Angesichts des hohen Versteigerungsergebnisses werden Branchenbeobachter nun langsam skeptisch, ob die Rechnung so aufgeht. Selbst bei den Beteiligten war gestern nicht nur Begeisterung zu spüren: Viag-Interkom-Sprecher Michael Rebstock sagte in einer ersten Reaktion am Donnerstag: „Hier werden sicher nicht die Champagnerkorken knallen. Dafür ist es zu teuer.“ Es habe eine „gigantische Kapitalvernichtung stattgefunden“. Die preistreibende Telekom: „Wir haben dem wirtschaftlichen Wahnsinn ein Ende bereitet.“

Nun werden auf dem Kapitalmarkt Milliarden-Anleihen ausgegeben werden. Denn selbst die reichsten Telekom-Konzerne haben nicht so viel Bargeld. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hat angekündigt, die Kreditwürdigkeit der künftigen Lizenzinhaber herabzustufen. Damit werden Kredite teurer. Angesichts der zu erwartenden dreistelligen Milliardensummen macht schon ein Zehntel Prozent mehr Zins eine Milliarde Mark pro Jahr aus.

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