Kirchliche O-Töne

„Wir haben es bei Dr. Martin Luther gelernt, dass die Kirche der rechtmäßigen staatlichen Gewalt nicht in den Arm fallen darf. Wenn der Staat seines Amtes waltet gegen die, die die Grundlagen der staatlichen Ordnung untergraben, gegen die vor allem, die mit ätzenden und gemeinen Worten die Ehe zerstören, den Glauben verächtlich machen, den Tod für das Vaterland begeifern – dann walte er seines Amtes in Gottes Namen!“ (Otto Dibelius, evangelischer Superintendent von Berlin, im März 1933, zur Neuwahl des Reichstages, bei der die Kommunisten ihre Mandate nicht mehr annehmen durften)

„Vom kirchlichen Standpunkt aus ist gegen die ehrliche Rassenforschung und Rassenpflege nichts einzuwenden. Auch ist nichts einzuwenden gegen das Bestreben, die Eigenart eines Volkes möglichst rein zu erhalten und durch den Hinweis auf die Blutsgemeinschaft den Sinn für die Volksgemeinschaft zu vertiefen.“ (Kardinal-Erzbischof Michael Faulhaber, 1933 in einer Adventspredigt zum politischen Programm des Nationalsozialismus)

„Die Kirche kann und darf den Staat nicht daran hindern, mit harten Maßnahmen Ordnung zu schaffen. Meine Freunde, Sie wissen, dass wir ein Volk der Ordnung, des Rechts und der Disziplin sind.“ (Otto Dibelius am 1. April 1933 in einer Rundfunkansprache zum Aufruf der Nazis, jüdische Geschäfte zu boykottieren)

„Es geschieht dies im Verein mit den heißen Gebeten, die die Katholiken Deutschlands an den Altären für Volk, Heer und Vaterland, für Staat und Führer zum Himmel rufen. Es geschieht in dem tiefen Bewusstsein der ebenso vaterländischen wie religiösen Pflicht der Treue zum jetzigen Staate und seiner regierenden Obrigkeit im Vollsinne des göttlichen Gebotes. Ich bitte daran erinnern zu dürfen, dass dieses unser Streben nicht im Widerspruch steht mit dem Programm der nationalsozialistischen Partei.“ (Adolf Bertram, katholischer Bischof von Breslau, April 1940, als Gruß zu „Führers Geburtstag“)

„Heute bedroht eine andere, nicht minder schreckliche Gefahr die ganze menschliche Gesellschaft, der so genannte Bolschewismus. Dagegen kämpfen unsere tapferen Soldaten im Osten unter unsäglichen Strapazen, wofür wir nicht dankbar genug sein können. Wir alle wünschen nichts sehnlicher als ihren baldigen Sieg über die Feinde unseres Glaubens.“ (Josef Kumpfmüller, katholischer Bischof von Augsburg, September 1941, anlässlich der Kriegserklärung an die Sowjetunion)

„Es ist zu hoffen, dass die auf christlicher Grundlage stehenden Parteien, zu denen ich gleichfalls die nunmehr stärkste Partei des Reichstages, die Nationalsozialistische Partei, zähle, alles daransetzen werden, den hinter der Kommunistischen Partei marschierenden Kulturbolschewismus von Deutschland fern zu halten.“ (Kardinalsekretär Eugenio Pacelli, Gesandter des Vatikans in Berlin, 1932, auf einen Wahlsieg der antiliberalen Kräfte hoffend)

„Wir wollen eine evangelische Kirche, die im Volkstum wurzelt, und lehnen den Geist eines christlichen Weltbürgertums ab. Wir wollen die aus diesem Geist entspringenden verderblichen Erscheinungen wie Pazifismus, Internationale, Freimaurertum usw. durch den Glauben an unsere von Gott befohlene völkische Sendung überwinden.“ (Joachim Hossenfelder, Berliner Pfarrer und Mitglied der Deutschen Christen, 1932)

Literatur: Georg Denzler, Volker Fabricius: „Christen und Nationalsozialisten. Darstellung und Dokumente“, Fischer-Taschenbuch, Frankfurt am Main 1993, 390 Seiten, 24,90 Mark; Olaf Kühl-Freudenstein, Peter Noss, Claus P. Wagener (Hrsg.): „Kirchenkampf in Berlin 1932 – 1945. 42 Stadtgeschichten“, mit einem Vorwort von Wolfgang Wippermann, Institut Kirche und Judentum, Berlin 1999, 623 Seiten, 36,80 Mark