Rohstoff-Demo

Auf der Hanfparade 2000 geht es nicht nur um die Legalisierung einer Droge, sondern auch um einen nachwachsenden Rohstoff

von LARS KLAASSEN

„Legalize it globally!“ lautet das Motto der Hanfparade 2000, die heute um 14 Uhr am Alexanderplatz startet. Die Demonstration wird über die Grunerstraße, die Spandauer und Karl-Liebknecht-Straße und die Straße Unter den Linden zum Brandenburger Tor ziehen.

Dort beginnt um 16 Uhr die Abschlusskundgebung auf der Straße des 17. Juni. Auf dem Markt der Möglichkeiten, dem Nutzhanfareal und der „Speakers Corner“ wird nicht nur die Legalisierung der Pflanze als Genussmittel und Medizin propagiert, sondern darüber hinaus auch über ihre Bedeutung und ihr Potential als nachwachsender Rohstoff informiert.

Nachdem die EU-Kommission soeben Obergrenzen für die Faserproduktion der einzelnen Mitgliedstaaten erlassen hat, über die hinaus keine Beihilfen mehr für den Hanfanbau gezahlt werden, wird auf der diesjährigen Demonstration und in den anschließenden Debatten Cannabis auch als nachwachsender Rohstoff ein viel beachtetes Thema sein.

Für Martin Müncheberg, Pressesprecher des Events, geht es heute vor allem darum, nochmals auf die „absurde rechtliche Situation“ aufmerksam zu machen: „Während es einerseits erlaubt ist, Hektarweise Hanf anzubauen, kriegen wir schon rechtliche Schwierigkeiten, wenn wir im Anschluss an die Parade einzelne Pflanzen zu Informationszwecken ausstellen wollen.“

Doch auch die konkreten ökonomischen Folgen für die betroffenen Landwirte und weiterverarbeitende Betriebe kommen zur Sprache. Sybille Hahn, Mitarbeiterin im Brandenburgischen Landwirtschaftsministerium, betrachtet den Kommissionsbeschluss skeptisch: „Es ist fraglich, wie sich der Hanfanbau weiterentwickeln wird, wenn die Obergrenzen ab 2001 wirksam werden.“

Das Land Brandenburg, in dem 1999 rund 749 Hektar Hanf angebaut wurden ist von der Sparmaßnahme besonders stark betroffen: Die märkischen Erträge sind nach den sächsisch-anhaltinischen mit 1.111 Hektar die zweithöchsten im Bundesvergleich.

Matthias Schilo von der Berliner Treuhanf AG ist einer der Redner auf der so genannten Speakers Corner, die im Anschluss an die Hanfparade neben dem Markt der Möglichkeiten und dem Nutzhanfareal stattfindet. Er nimmt den Beschluss der EU-Kommission gelassen: „Wir haben die staatliche Subventionierung von vorneherein nicht befürwortet. Sie beförderte die Entwicklung der Hanfbranche zum Low-Tec-Bereich.“ In diesem Sektor sei die Konkurrenz aus Osteuropa jedoch zu stark.

„Sicher, die Kürzungen sind drastisch, aber sie sind auf Jahre berechenbar und daher kann mit ihnen kalkuliert werden“, so Schilo. Die Treuhanf AG wird künftig wieder verstärkt in Deutschland investieren.

Parallel zu den politischen und wirtschaftlichen Beiträgen im Rahmen der Speakers Corner haben Laien die Möglichkeit, sich im Nutzhanfareal über den nachwachsenden Rohstoff zu informieren. Das HanfMuseum Berlin stellt eine Reihe seiner Exponate zur Verfügung, um die Kulturpflanze zum Anfassen zu präsentieren.

Auf dem Markt der Möglichkeiten haben die Teilnehmer der Hanfparade und alle Schaulustigen Gelegenheit, an rund 150 Ständen die gesamte Palette der Hanfprodukte zu begutachten oder zu erwerben.

Redebeiträge und Musikprogramm gibt es nicht nur auf der Hauptbühne am sowjetischen Ehrenmal. Sämtliche Paradewagen werden an der Abschlusskundgebung mit einem eigenen Programm beteiligt sein. Ab 22 Uhr wird sich das Geschehen auf sieben Anschlusspartys verteilen.