touhami ennadre belichtet den dom zu regensburg

Was auf dem Bild zu sehen ist, ist der Südturm des Doms zu Regensburg, wie er sich ebenso filigran wie phallisch dem wolkenverhangenen Himmel entgegenreckt. Schmale weiße Umrandungen umfassen den Stein wie ein geheimnisvolles Licht. Sie tauchen auf allen Fotos auf, die Silhouetten des Doms zeigen; keine Ahnung, wie man so etwas fotografisch oder in der Nachbehandlung der Bilder macht. Außerdem gibt es in dem Bildband „Geist in Stein. Lebensbilder einer Kathedrale“ (Schnell und Steiner Verlag, Regensburg 2000, 88 Seiten, 98 DM) Bilder vom Innenraum dieses beeindruckenden Bauwerks; sie sind allesamt ohne künstliches Licht aufgenommen. Gut die Hälfte der Aufnahmen zeigen Details von den verschiedenen Büsten, Standbildern und sonstigen Kunstschätzen, die die Kathedrale birgt. Sie sind so fotografiert, dass die Büsten sich gegen einen schwarzen Hintergrund abheben, was manchmal den Eindruck macht, als würden sie sich nur zögerlich aus den unendlichen Sphären der Dunkelheit in die Niederungen der sichtbaren Welt des Lichtes begeben. Gemacht hat die Aufnahmen der 1953 in Casablanca, Marokko, geborene Fotograf Touhami Ennadre, der in Frankreich schon in den frühen Neunzigern mit einer Fotostrecke über die Kathedrale Notre-Dame in Paris für Aufsehen gesorgt hat. Den 42 großformatigen Fotos sind kleine theologische Meditationen beiseite gestellt, die aber überhaupt nicht stören. Und der Band ist mit einer Sorgfalt gestaltet, dass selbst die leeren schwarzen Seiten, die die Abfolge der Fotos strukturieren, beeindruckend wirken: Was für ein sattes Schwarz! Bis zum 3. September sind 31 Fotografien noch in einer Ausstellung im Regensburger Domkreuzgang zu sehen. drk