Sprit aus der Pommesbude

Aus alten Fetten lässt sich Biodiesel herstellen. McDonald’s machts vor – bislang aber nur in Österreich. Die Logistik zum Einsammeln von Altfetten ist schon weit vorangeschritten

Dass Tankstellen Pommes Frites verkaufen ist nicht neu. Dass Pommes-Buden zu Tankstellen werden, hingegen schon. „Von der Pfanne in den Tank“ heißt ein Projekt, das in Österreich seit einigen Jahren mit Erfolg läuft: Aus Pommes-Fett wird Biodiesel, und das treibt dann Autos an.

Seit 1997 lässt in Österreich ein Großlieferant aus seinen alten Frittierfetten Treibstoff herstellen: die Fast-Food-Kette McDonald’s. Von den 130 österreichischen Restaurants beteiligten sich bereits 90 Prozent an der Aktion, sagt Eva-Maria Kummer, Sprecherin einer für McDonald’s Österreich tätigen Marketingagentur. „Das läuft tadellos“, versichert sie. Anschließend werde der Biosprit für landwirtschaftliche Fahrzeuge und Autos kommunaler Fuhrparks genutzt.

Österreich ist einsamer Vorreiter, in anderen Ländern ist man noch nicht so weit. In die „oleochemische und die Fett verarbeitende Industrie“ liefere man das Altfett, heißt es bei McDonald’s Deutschland etwas nebulös. Das Thema Biodiesel wird nur am Rande behandelt. Das soll sich aber ändern: „Wir wollen in Zukunft auch stärker in die Biodieselproduktion einsteigen“, sagt eine Firmensprecherin.

Die Vorreiterrolle Österreichs hängt auch an den sehr aktiven Verbänden des Landes. Der Österreichische Biomasse-Verband und das Österreichische Biotreibstoff Institut haben sich sehr für den Biodiesel engagiert. Das Biotreibstoff Institut in Wien propagiert die Umwandlung von Altfetten und Altölen zu Biodiesel auch vor dem Hintergrund der Skandale um dioxinverseuchte Futtermittel. Wenn man die Altfette zu Biodiesel verarbeite, stelle man sicher, dass nicht verseuchte Stoffe in die Nahrungskette gelangen.

Für den Biodiesel seien selbst Verunreinigungen in den Fetten und Ölen unproblematisch, sagt Werner Körbitz vom Österreichischen Biotreibstoff Institut: „Aus Altölen und Altfetten niedrigster Qualität lässt sich Biodiesel herstellen, der sämtliche Standards erfüllt.“ Die Gefahr, dass auf diese Weise dioxinverseuchter Biodiesel auf den Markt kommen kann, ist nach Körbitz’ Angaben nicht gegeben. Denn anders als in der Tierfutterbranche, wo die Kontrollen gering sind und kontaminierte Chargen oft bedenkenlos untergemischt werden, würde verseuchte Ware von den Biodiesel-Herstellern sofort entdeckt und ausgesondert: „Die Qualitätskontrolle in der Warenannahme ist hier viel rigoroser als auf dem Tierfutter-Markt.“ Denn die Biodiesel-Hersteller seien darauf angewiesen, das Vertrauen der Motorenhersteller zu gewinnen – und diese seien „sehr penible Leute“. Schlechte Qualität könnten sich die Biodiesel-Produzenten nicht erlauben.

In Österreich ist die Logistik zum Einsammeln der Altfette schon weit fortgeschritten. Haushalte erhalten Sammelkübel, die an Altstoffsammelstellen entleert werden können. Dort stehen spezielle Container, in denen die Fette und Öle angenommen werden. Großverbraucher, wie etwa die Gastronomie, erhalten direkt einen der Sammelcontainer.

Ein großer Verarbeiter der Fette und Öle ist die Firma Seeg (Südsteirische Energie und Eiweißerzeugung) im österreichischen Mureck. 1993 begann man mit der Biodiesel-Erzeugung und verarbeitete im folgenden Jahr bereits 500 Tonnen Altspeiseöl. 1998 war das Unternehmen bereits bei 1.500 Tonnen angelangt, 1999 gar bei 2.000 Tonnen. Damit verwerte man ein Fünftel der gesamten österreichischen Altfettmenge, sagt Karl Totter von der Firma Seeg. Das Produkt heißt dann AME, Altspeisefettmethylester.

Der Biodiesel kann in allen Dieselmotoren eingesetzt werden. Da er sich schnell biologisch abbaut (laut Angaben der Firma Seeg zu 99,6 Prozent in 21 Tagen), eignet er sich für Fahrzeuge in sensiblen Bereichen – etwa in Wasserschutzgebieten. Lediglich die Wintertauglichkeit ist eingeschränkt: Unter minus zehn Grad wird es kritisch.

Die Umrüstung der Fahrzeuge für den Biodiesel ist problemlos möglich. Es müssen lediglich Treibstoffleitungen aus Gummi gegen solche aus einem ökodieselfesten Material ausgetauscht werden. Viele Fahrzeuge sind heute serienmäßig ökodieseltauglich. Der Österreichische Biomasse-Verband in Wien macht sich bereits dafür stark, dass jedem Dieseltreibstoff ein Anteil Biodiesel beigemischt werden muss. Für eine verpflichtende Beimischung von zwei Prozent gebe es bereits Zustimmung in der Regierung.

BERNWARD JANZING