Millionen für MS Monica

■ Vier Großcontainer mit medizinischen Hilfsgütern sind auf dem Weg nach Peru / Das Bremer Rotes Kreuz Krankenhaus schickt schon den achten Transport nach Südamerika

Drei Wochen nach der letzten Spendenaktion des Roten Kreuz Krankenhauses kam das Fax aus Lima: „Wir haben herausgefunden, wie die Betten funktionieren“, stand da stolz, erinnert sich Horst Hinderlich, der Geschäftsführer des Krankenhauses. Die Spender haben ihre Lektion gelernt: Inzwischen haftet jedem gespendeten Krankenhaus-Bett eine spanische Bedienungsanleitung an.

Seit August 1996 gehen medizinische Waren nach Südamerika, die das Krankenhaus zusammen mit einer Reihe von Unternehmen bereitstellt. Zunächst nur nach Bolivien, seit August 1998 auch nach Peru. Gestern wurde erneut eine Großlieferung in Bremerhaven auf die „MS Monica“ verladen – Zielort Lima. Röntgen-, Dialyse- und Beatmungsgeräte, Betten, Medikamente und Krankenhausmaterial im Wert von rund drei Millionen Mark. Das ist die bisher größte Spende einer privaten Institution an Peru.

„Peru ist ein Land, in dem es keine gesundheitliche Versorgung nach europäischem Maßstab gibt“, erklärt Hinderlich. Ziel der Hilfstransporte sei es, die Partner-Krankenhäuser wenigstens mit einem Basis-Standard auszurüsten. Der Geschäftsführer glaubt nicht, dass die Spender mit den Lieferungen indirekt die verfehlte Sozialpolitik des umstrittenen Präsidenten Alberto Fujimori unterstützen könnten: „Diesen Mangel auszugleichen, das ist gar nicht möglich.“

Läuft alles nach Plan, soll die vom Staat unabhängige Frauenorganisation „El Comité de Damas“ die medizinische Ladung am 8. Oktober in Empfang nehmen. Die Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, 14 Krankenhäuser und Erste-Hilfe-Stationen mit den Spenden zu versorgen: Da ist die Urwaldstation genauso dabei wie ein Kinderhospital und ein Polizeikrankenhaus. Begleitet werden die „damas“ von jeweils einem Polizisten. „In Peru ist die Polizei die einzige Institution mit funktionierender Infrastruktur“, erklärt Hinderlich diese Vorgehensweise. Gegenüber der taz versucht der peruanische Chirurg Guillermo Pino Bedenken hinsichtlich korrupter Polizisten zu zerstreuen: „Seit zwei Jahren ist die Polizei besser geworden. Es gibt eine größere Kontrolle gegen Korruption“, erklärt der 32-Jährige. Zudem sei der Anteil der Polizistinnen stark gestiegen – und „Frauen sind nicht so einfach zu korrumpieren“, so die Einschätzung des Chi-rurgen. Die Angaben Pinos sind jedoch mit Vorsicht zu genießen: Schließlich arbeitet der junge Arzt in einem Polizeikrankenhaus in Lima.

Pino hospitiert für drei Monate im Roten Kreuz Krankenhaus in der Chirurgie-Abteilung. Nach seiner Rückkehr nach Peru soll er seine Erfahrungen mit der Chirurgie in Deutschland sowie den medizinischen Apparaten an die Krankenhäuser aus dem Programm weitergeben. Damit wollen die Bremer Spender sichergehen, dass das teure Gerät auch wirklich zum Einsatz kommt und nicht ungenutzt in der Ecke verstaubt. Denn schließlich finde man ein Röntgengerät „ja nicht so auf der Straße“, wie Hinderlich anmerkt. Die Augen des Geschäftsführers sprühen vor Begeisterung, wenn er von der Spendenaktion erzählt. „Das Tolle ist nicht nur, dass man jemandem helfen kann, sondern auch, dass man sieht, dass die Menschen sich freuen“, betont er.

Dennoch musste der damalige bolivianische Handelsattaché Peter Stremlau den Krankenhaus-Manager anfangs überreden, sich in Süd-amerika zu engagieren. Schlechte Erfahrungen mit verschwundenen Hilfsgütern in Jugoslawien, die plötzlich auf dem freien Markt wieder auftauchten, hatten ihn skeptisch gemacht. In Peru soll ihm so etwas nicht passieren. Deshalb wird immer eng mit der deutschen Botschaft und den Empfängern zusammengearbeitet. Vier Mal ist Hinderlich zudem bisher auf eigene Kosten in das südamerikanische Land gereist, um sich davon zu überzeugen, dass die Spenden ihre Bestimmungsorte auch wirklich erreichen. Bald soll es wieder losgehen. Viola Volland