UN-Mission am Horn von Afrika

4.200 Blauhelme sollen die äthiopisch-eritreische Grenze ab Oktober sichern und Frieden ermöglichen

NAIROBI taz ■ Seit Mittwoch sind die ersten 23 UN-Militärbeobachter in Äthiopien und Eritrea eingetroffen. Sie bilden eine unbewaffnete Vorhut der UN-Blauhelmmission für die beiden Länder (Unmee), die im Oktober vollständig an der Front zwischen den Ländern am östlichen Horn von Afrika stationiert sein soll. Nach der Einschätzung von UN-Generalsekretär Kofi Annan werden an der fast 1.000 Kilometer langen Grenze insgesamt 100 Beobachter und 4.200 Blauhelmsoldaten benötigt. 19 Länder aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa – darunter Österreich, jedoch nicht Deutschland und die Schweiz – haben laut Annan bereits zugesagt, Truppen zur Verfügung zu stellen. Chef der Operation wird der Kanadier General Richard Burbidge. Voraussichtlich in der kommenden Woche wird der Weltsicherheitsrat über die Resolution zur Entsendung abstimmen.

Fraglich bleibt jedoch, ob der nach mehr als zwei Jahren Krieg geschlossene Waffenstillstand vom 18. Juni halten wird. Beobachter sagen, dass die Truppen an der Front nach wie vor in höchster Alarmbereitschaft gehalten werden. Und die gegenseitigen Vorwürfe sowie die feindschaftliche Stimmung in beiden Ländern bestehen weiterhin. Eritrea hat Äthiopien wiederholt vorgeworfen, den Waffenstillstand verletzt zu haben. Landminen seien gelegt und Privathäuser in eritreischen Dörfern zerstört worden, die noch von der äthiopischen Armee besetzt gehalten werden. Äthiopien wiederum hielt Eritrea vor, es gefährde durch die Deportationen von 20.000 Äthiopiern die Friedenslösung. Nach Angaben der äthiopischen Regierung wurden Frauen und Kinder seit Beginn der letzten Kriegswoche deportiert, die Männer im wehrfähigen Alter jedoch noch in Lagern in Eritrea festgehalten. Äthiopien hatte schon unmittelbar nach Ausbruch der Kampfhandlungen im Mai 1998 mit der Zwangsausweisung von Eritreern begonnen. Nach eritreischen Angaben betraf dies insgesamt 65.000 Menschen.

Die verbalen Auseinandersetzungen waren jedoch auch fester Bestandteil des Krieges. Sie dienten nach der äthiopischen Großoffensive im Mai und Juni vor allem dazu, auf eritreischer Seite eine Stärke zu suggerieren, die Eritreas Armee schon lange nicht mehr hatte. Eritrea hat daher allen Grund, sich die UN-Blauhelme herbei zu wünschen. Ohne sie wird Äthiopien so schnell nicht den Streifen eritreischen Territoriums aufgeben, den es momentan noch besetzt hält. Ein UN-Sprecher sagte in dieser Woche, die Präsidenten beider Länder hätten Kofi Annan bei getrennten Treffen am Rande des Millennium-Gipfels um eine „zügige“ Stationierung der Blauhelme gebeten.

Der Einfall der äthiopischen Armee im Mai hat Eritrea inzwischen in eine schwierige humanitäre Situation gebracht. Nach Angaben der Regierung wurden durch die Offensive fast eine Million Menschen – also fast jeder dritte Eritreer – vertrieben. Weil der umkämpfte Süden die fruchtbarste Region des Landes ist, war und ist Eritrea weiterhin auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Nach der Stationierung von Unmee soll sich Äthiopien auf die ursprüngliche Grenze zurückziehen, während die Blauhelme auf einem 25 Kilometer breiten Streifen auf eritreischem Territorium patrouillieren. Danach soll eine von der Organisation für Afrikanische Einheit zu bestimmende Kommission den rechtmäßigen Verlauf der Grenze festlegen. PETER BÖHM