man at work - heute: wiradech kothny, der fechter mit dem mungosprung
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Seine Fechttechnik ähnelt dem Jagdstil des Mungo. Die kleine Raubkatze ist ungemein reaktionschnell. Mit blitzartigen Bewegungen kann der Mungo sogar Kobras erlegen. In Thailand, Kothnys Geburtsland, macht man daraus manchmal ein makabres Schauspiel. Wiradech Kothny (21) pflegt auf der Planche mit dem Säbel anzutreten. Gestern gewann er Bronze. Er besiegte den Ungarn Domonkos Ferjancsik mit 15:11 Treffern. Danach sagte Kothny: „Ich hatte meine Mungosprünge gut drauf.“

Wiradech bedeutet der Willensstarke, aber ein Zufall war es, der ihn nach Deutschland brachte. Auf einer Reise traf Ernst Kothny vor 19 Jahren auf ein Waisenhaus in Pattaya. Der Journalist lernte eine Thailänderin kennen, nahm sie und Sohn Wiradech mit nach Hause und heiratete dort. Wenn sein Vater sich erinnert, klingt das so: „Wiradech war ein richtiges Biafra-Kind, er hatte abgemagerte Ärmchen, einen Wasserbauch, war unterernährt und verweigerte noch als Dreieinhalbjähriger die Sprache.“

Sprachprobleme hatte auch seine deutsche Adoptiv-Oma, die ihn nur Willi nannte. Wiradech: „Ich bin deutsch erzogen und habe keine asiatischen Charakterzüge, ich sehe nur wie ein Thailänder aus.“ In Koblenz wurde er bei Trainer Eberhard Mehl Säbelfechter. Der Coach konnte ihn erfolgreich davon abbringen, Moderner Fünfkämpfer zu werden. Kothny beeindruckt durch seinen athletischen Fechtstil, mit dem er 1999 den EM-Titel erfocht. Doch der Aufwand ist enorm, hochklassig zu säbeln. Mehr als 15.000 Mark wendete seine Familie jährlich auf, damit das Talent zu Weltcups fahren konnte. Beim diesjährigen Turnier in Budapest wurde er nur 20., im italienischen Albano Terme Zwölfter. In Sydney hat er die Chance genutzt. Mit einem einfachen Rezept: „Ich habe an mich selbst gedacht.“ VÖL