Betr.: Großdemo in Kiel, taz hamburg vom 28.9.00

Subventionen

Wie sehr der motorisierte Verkehr die allgemeine Lebensqualität – nicht nur in unserer Stadt – herabsetzt, hat die Sternfahrt von LKW, Treckern und PKW in Kiel idealtypisch und sinnlich überaus nachvollziehbar demonstriert. Zu fragen bleibt allerdings, warum gerade die beteiligten Interessenvertreter derart lautstark auf eine Situation hinweisen, die in der Tat untragbar ist – für den Rest der Gesellschaft.

Nach einer Studie der Verkehrsverbände Umkehr e.V. und Fuß e.V. subventioniert jedes Mitglied unserer Gesellschaft den Straßenverkehr mit DM 6 am Tag. Das bedeutet, dass jeder Einwohner und jede Einwohnerin Deutschlands, egal ob sie motorisiert sind oder Fahrrad fahren, öffenftliche Verkehrsmittel benutzen oder zu Fuß gehen, im Durchschnitt jährlich fast DM 2200 über ihre Steuern und Krankenkassenbeiträge aufwenden müssen, um die gewaltigen ungedeckten Kosten des Autoverkehrs zu bezahlen (bei diesen Zahlen ist der LKW-Verkehr noch gar nicht berücksichtigt): Die externen Kosten des PKW-Verkehrs, so u.a. in Form von Unfallfolgekosten, Kosten durch Krankheit infolge ständiger hoher Lärmbelastung, Kosten durch Umweltschäden wie sauren Regen und Ozonsmog, ganz zu schweigen von den Klimaschäden durch den ungeheuren CO2-Ausstoß des Verkehrssektors, der ca. 20% der gesamten CO2-Emissionen ausmacht, usw. werden auf die Allgemeinheit abgewälzt, statt von den Verursachern, beispielsweise über Instrumente wie Ökobonus oder eine angemessene Ökosteuer, getragen zu werden.

Diese Zahlen lassen sich auch nicht von den hilflos aggressiven Nebelhörnern der LKW hinwegtröten und wären in der Tat mal einen Aufschrei in der Bevölkerung, die mindestens zu einem Drittel über keinen PKW verfügt, wert.

Die Klimaschutzstadt Kiel, die gerade eine enttäuschende Energiebilanz ziehen musste und ihre Klimaschutzziele nicht erreicht hat, sollte sich zudem, auch im Interesse ihrer Bevölkerung, solche Aufmärsche nicht allzu oft leisten: Die nächste Kundgebung – für welche Interessen auch immer – bitte zu Fuß!Susanne Heise

(BUND Kiel)