Bettenburg sorgt für Unruhe

Anwohner wollen gegen geplantes Hotelhochhaus und Einkaufsmeile am Stuttgarter Platz klagen. Grüne Baustadträtin verteidigt das Projekt und hofft auf notwendige Veränderung für Rotlichtviertel

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Anwohner am Stuttgarter Platz gehen gegen die geplante Bebauung eines Hochhauses sowie eines langen Gebäuderiegels für Läden und Geschäfte in die Offensive. Nachdem das Projekt des Investors Trigon für einen rund 65 Meter hohen Hotelturm vom Bezirksamt Charlottenburg genehmigt worden ist und vehemente Proteste erfolglos waren, soll nun mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht das gesamte Konzept gekippt werden.

Die Klage unterstützen sollen weit über 5.000 Unterschriften von Anwohnern und Geschäftsleuten, die sich gegen die Bebauung aussprechen, und eine Stellungnahme der Technischen Universität, in der die Nutzung aus Handel, Gastronomie und Hotel kritisiert wird. Außerdem wirft die „Bürgerinitiative Stuttgarter Platz“ der grünen Baustadträtin Beate Profé vor, sie handle im Interesse des Investors und nicht für die Schaffung eines ruhigen Stadtplatzes.

Nach Ansicht von Nadia Rouhani, Sprecherin der Bürgerinitiative, „soll das Projekt zu Fall gebracht werden“, weil es gegen den Willen der Anwohner und die bestehende Struktur aus Grün, Wohnen und Läden verstoße. Der Bau des 20-stöckigen Hotels mit 300 Betten und eines 100 Meter langen Geschäftsriegels entlang der Bahntrasse verwandle den westlichen Stuttgarter Platz zu einem Kerngebiet, das zwangsläufig „eine große Verkehrsentwicklung“ in das Quartier bringe, so die BI-Sprecherin.

Zugleich bedeute die Schaffung von Tiefgaragen, Discount-läden und eines Hotels keine Aufwertung des Viertels, sondern es werde eine „Flächenverwertung im Interesse der Bahn“ vorgenommen. Diese hat die westliche Fläche an Trigon verkauft, da der S-Bahnhof Charlottenburg weiter nach Osten verlegt wird.

Die Bürgerinitiative verweist schließlich auf ein TU-Gutachten, das laut Stadtentwicklungsplan dem Viertel einen verträglichen Mehrbedarf an Geschäften von 20.000 bis 35.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche bescheinigt. Mit dem Bau eines Einkaufszentrums an der Wilmersdorfer Straße von 30.000 Quadratmetern und der Trigon-Planung mit 24.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche würden Überkapazitäten geschaffen, was „zu Leerstand“ führen werde“, erklärt Ursula Flecken vom Institut für Stadtplanung.

Auf Unverständnis stößt die Kritik der Bürgerinitiative beim Architekten Bernd Albers und der grünen Baustadträtin. Zwar sei richtig, so Profé und Albers, dass der städtebauliche Entwurf aus dem Jahre 1996 mit 17.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche nach dem Verkauf an Trigon durch dessen Verwertungsinteresse auf 34.000 Quadratmeter angewachsen sei. Nach dem Beschluss der BVV-Charlottenburg werde das Projekt aber auf 24.000 Quadratmeter verringert und genug Platzfläche für Passanten und die geplante Grünanlage geschaffen.

Profé will auch die Revision der gesamten Planung nicht akzeptieren. Man sei sich in Charlottenburg 1996 „überwiegend einig gewesen“, dass sich am Stuttgarter Platz mit seiner Rotlichtszene und der verkehrlichen und baulichen ungenügenden Situation „etwas verändern“ müsse. Die Bebauung sei wichtig, um dem schlechten Zustand und Ruf des „Stutti“ entgegenwirken zu können. Im Gegensatz zur Bürgerinitiative sieht die Baustadträtin in der Nutzung eine Aufwertung des Quartiers, da Angebote im Einzelhandel und ein Hotel Mangelware bildeten.

Wie Profé weist auch die SPD-Fraktionsvize Gisela Meunier die Vorwürfe undemokratischer Planung zurück. Der Bezirk habe sogar einen „Runden Tisch“ installiert. Den habe die BI aber nicht produktiv genutzt.