Aus Zebras werden Kaninchen

■ Kiel in Nöten, Flensburg in Schleswig, Bad Schwartau jubelt

Das Flaggschiff THW Kiel hat Schlagseite bekommen. Der Titelsammler von der Ostsee musste seine bereits vierte Niederlage in elf Wochen hinnehmen. Damit schreibt der Meister und Pokalverteidiger Negativ-Geschichte. Nach den zwei Heimpleiten gegen Großwallstadt und Wallau Massenheim unterlagen die Zebras auch beim Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt mit 29:30. Am Mittwoch nun scheiterte die Mannschaft von Zvonimir Serdarusic in der dritten Runde des DHB-Pokals bei der benachbarten SG VfL Bad Schwartau mit 19:22.

Vor allem die Art und Weise der Niederlage in der Lübecker Hansehalle macht nachdenklich. „Zwischen den Halbzeiten lagen Handball-Welten. Sieben Gegentore in sieben Minuten, unser Angriffsspiel war katastrophal“, sagte Serdarusic. Immerhin befand sich der THW zur Halbzeit mit fünf Toren Vorsprung klar auf Achtelfinal-Kurs. Da agierte der Gastgeber „wie das Kaninchen vor der Schlange“, so VfL-Manager Thomas Gloth. Mit Kampf und unbändigem Siegeswillen drehte der Außenseiter den Spieß um. Vor allem der Ex-Kieler Torhüter Goran Stojanovic entzauberte mit glänzenden Paraden Wislander und Co.

„Wenn in 60 Minuten die hundertprozentige Einstellung fehlt, dann kann man hier nicht gewinnen. Die Mannschaft hatte das Spiel bereits zur Halbzeit abgehakt“, so THW-Manager Uwe Schwenker. „Ein Kopfproblem kann es nicht gewesen sein, wir hatten ja über eine Woche frei“, betonte der Coach, dessen Schützlinge bis zu sieben Versuche für ein Tor benötigten.

Die Schwächephase der Zebras kommt zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Morgen muss der THW erstmals in dieser Spielzeit in der Champions League antreten. Um 18 Uhr wird das Spiel gegen den italienischen Vertreter Pallamano Triest angepfiffen. Und ein Ziel haben sich die alten Herren aus der Fördestadt noch gesetzt: Bevor Jacobsohn, Wislander und Olsson abtreten, wollten sie wenigstens einmal den wichtigsten europäischen Pokal im Vereinshandball gewinnen. In der letzten Spielzeit scheiterten sie im zweiten Finale am FC Barcelona und ihren eigenen Nerven. Das soll in diesem Jahr nicht passieren. Drei Titel, so das Ziel, das niemals öffentlich erklärt wurde, wollte der THW Kiel dieses Mal gewinnen. Im Moment haben die Fördestädter nur noch zwei Eisen im Feuer.

Die SG Flensburg-Handewitt wagt dagegen am Sonntag ein Experiment. Erstmals wird in Schleswig ein Europapokalspiel ausgetragen. Die SG tritt im Rückspiel gegen die griechische Mannschaft GAS Arhelaos Katerini an. Anpfiff ist um 17.00 Uhr in der Sporthalle der Kreisberufsschule am Eisteich. Bereits einen Tag (18.30 Uhr) zuvor findet, ganz regulär, in Flensburg das Hinspiel statt.

Gesponsert wird der Ausflug von der Verkehrsgemeinschaft des Kreises Schleswig-Flensburg (VGSF), einem Zusammenschluss von sieben Busunternehmen. Sie stiften 50 Bälle mit den Unterschriften der Spieler der SG Flensburg-Handewitt. Fünf Bälle werden unmittelbar vor dem Anpfiff verlost, die restlichen 45 in der folgenden Woche in Schleswiger Geschäften versteigert. Der Reinerlös kommt dem Reha- und Behindertensport zu Gute.

Frank Kastner/else/lno