Sich selbst im Maximaltempo überholen

■ Europäische und amerikanische Autofotografien in den Deichtorhallen

Keine Unfälle, keine Schrottplätze, keine Tankstellen. Stattdessen Technikästhetik, Arbeiter und stolze Autobesitzer: Die Themenpalette der Ausstellung AutoWerke, die in den Deichtorhallen 57 qualitätvolle Arbeiten rund um das Thema „Automobil“ versammelt, ist merkwürdig eng. Obwohl 22 international bekannte Fotokünstler aus Europa und Amerika an der Schau beteiligt sind, beschränkt sich ihr Interesse auf wenige inhaltliche Aspekte. Die Aufmerksamkeit gilt vor allem der HighTech-Industrie und ihren ästhetischen Reizen. Einen zweiten Schwerpunkt bilden die Kunstwerke, die sich den Menschen widmen, den Arbeitern ebenso wie denjenigen, für die das Auto ein Statussymbol ist.

Die klinische Atmosphäre menschenleerer Werkshallen fasziniert etwa Candida Höfer, deren Aufnahmen die Industriewelt ästhetisieren. Catherine Opie baut eine Altarwand aus Maschinenansichten, Firmenlogo und leeren Autobahnen und Inez van Lamsweerde huldigt dem visuellen Erlebnis vorbeirauschender Landschaften.

Die arbeitenden Menschen stehen in den Fotografien von Glenn Ligon, Rineke Diykstra und Sharon Lockhart im Vordergrund. Während Ligon eine Vielzahl lebhafter Szenen in kleinem Format zeigt, wählt Diykstra großformatige Einzelporträts von pubertierenden Azubis. Träume von schnellen Autos und Motorrädern behandeln poetisch und verschmitzt die Bildgeschichten von Noritoshi Hirakawa und Boris Michailov. Heike Baranowsky schließlich geht das Thema subtil an: Nicht ein Autofahrer ist ihr Protagonist, sondern ein Radrennfahrer, der sich auf einem Video selbst zu überholen scheint. Hase und Igel heißt die Arbeit, in der sich Raum und Zeit in einer Bewegung des Stillstands auflösen.

Auftraggeber der teuren Ausstellung ist die Industrie. Von einem großen Automobilkonzern wurden die Künstler eingeladen, ihre Sicht des geldgebenden Unternehmens, seiner Produktionsstätten und Produkte künstlerisch umzusetzen Die Auswahl der Fotografen übernahmen zwei Kuratorenteams in Deutschland und den USA. Mit welchen Mitteln die Künstler die Auftragsarbeit erfüllten, blieb ihnen selbst überlassen. Kritische Positionen sind dennoch rar. Zu plakativ sei es, Unfallopfer, Verkehrsstaus oder Umweltschäden zu zeigen, argumentieren die Kuratoren. Die Künstler hätten nach subtileren Zugängen der Auseinandersetzung gesucht, hieß es – eine schwache Erklärung für die begrenzte Themenpalette.

Kerstin Wiese

bis 04.02.01, Deichtorhallen, Di - So 10 - 18 Uhr, Do bis 21 Uhr