Chéri, leg los!

Die „Beruf & Familie“ GmbH plant im nächsten Jahr eine Vielzahl nationaler wie internationaler Initiativen. Auf europäischer Ebene soll ein Audit geschaffen werden, damit multinationale Unternehmen familienfördernde Maßnahmen gleichzeitig in allen Niederlassungen durchführen können. Für den Erfahrungsaustausch der Audit-Teilnehmer untereinander sollen ein Newsletter und ein Infodienst eingerichtet werden.

Für eine Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Unternehmen soll eine „public-private partnership“ initiiert werden. Der Gedanke dahinter: Die Kommunen brauchen Arbeitgeber, die Arbeitgeber eine gute Infrastruktur. Denkbar wären etwa eine Verständigung über Fragen des Nahverkehrs (Festlegung von Abfahrtszeiten und Haltepunkten unter Berücksichtigung des Bedarfs der Mitarbeiter), flexible Öffnungszeiten der Verwaltung oder die Beteiligung eines Unternehmens am Bau eines Kindergartens. In Hessen läuft ein entsprechendes Pilotprojekt.

Auch im Bereich der Hochschulen soll Familienfreundlichkeit in Zukunft größer geschrieben werden. In Trier läuft derzeit eine Testphase. Infos zur „Beruf & Familie“ GmbH direkt über Stefan Becker, Fon (0 69) 66 56 24-15 oder unter www.beruf-und- familie.de

Es gibt auch eine Reihe korrespondierender Projekte. Etwa „Familienkompetenzen für den Beruf nutzen“, ein Projekt des Deutschen Jugendinstituts (www.dji.de) und der KAB Süddeutschland; „e-quality“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und von der EU (www.bmfsfj.de); oder das seit 1994 bestehende EU-Netzwerk „Family and Work“ (www.europa.eu.int/comm/dg05/family- net)

Unter dem Titel „Chéri, pass du auf die Kinder auf!“ („chéri“, die männliche Form, steht für den Papa) verglich die französische Zeitschrift Télérama in ihrer Ausgabe vom 24. Mai die Situation der europäischen Eltern in punkto Kinderbetreuung. Über Deutschland urteilte das Blatt: „Wenige Frauen, die arbeiten, und wenige Kinder“, und sah einen eklatanten Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten: „Vier Prozent der Kinder unter drei Monaten werden in Kinderkrippen betreut, die um sechzehn Uhr dreißig schließen. Die Grundschulen schließen um dreizehn Uhr.“ Ohne Zweifel sei die straffe Einbindung und staatlich überwachte Betreuung der Kinder während des Naziregimes ein Grund dafür, dass heute das Modell Mutterbetreuung Vorrang genieße.

SYLVIA MEISE