Folterschule mit neuer Bewirtschaftung

Die US-Army schließt die berüchtigte „School of the Americas“, wo lateinamerikanische Militärs das Foltern lernen, und öffnet sie sogleich wieder unter neuem Namen. Der Etikettenschwindel soll die zahlreichen Kritiker besänftigen

WASHINGTON taz ■ Gestern geschlossen, morgen schon wieder aufgemacht – die „School of the Americas“ (SoA) in Fort Benning im US-Bundesstaat Georgia. Der von der US-Army betriebenen Ausbildungsstätte für Offiziere aus Lateinamerika wird vorgeworfen, südamerikanische Militärs in Foltermethoden und im Krieg gegen die eigene Bevölkerung auszubilden. Enthüllungen und Druck von Menschenrechtsgruppen führten jetzt dazu, dass die Kaderschmiede des Terrors am vergangenen Freitag in Anwesenheit von Armeeminister Louis Caldera feierlich geschlossen wurde.

Doch am 17. Januar macht die Schule in den gleichen Gebäuden als „Western Hemisphere Institute for Security Cooperation“ wieder auf. „Neuer Name, gleiche Schande“, kommentiert die Bürgerinitiative SoA-Watch, die für die Schließung kämpft und selbst den eigenen Namen nicht wechseln will. „Die Lage in Mittelamerika hat sich geändert. Damals herrschten überall Diktaturen, jetzt regieren fast überall Demokratien. Wir gehen mit der Zeit“, sagt Major Mariani. Kurse über Menschenrechte würden einen Großteil des neuen Curriculums ausmachen. „Das ist als wenn man eine Giftflasche umetikettiert und jetzt Penizillin draufschreibt“, sagt Father Roy Borgeois, der mit Fastenaktionen die Militärakademie bekämpft.

1999 kam SoA nur knapp an der Schließung vorbei. Das Repräsentantenhaus hatte die Mittel schon gestrichen, die der Vermittlungsausschuss dann wieder bewilligte. „Das war ein Schuss vor den Bug“, meint Hendrik Voß, ein deutscher Freiwilliger bei SoA-Watch. Die Schließung und die Neueröffnung mit neuem Namen wurden mit 214 gegen 204 Stimmen beschlossen. „Dass das Etikettenschwindel ist, wissen sogar die Befürworter der Schule“, sagt Voß.

Im Februar hatte Human Rights Watch in einem Bericht die Beziehungen der paramilitärischen Mordkommandos in Kolumbien zum Militär offen gelegt. Mehrere SoA-Absolventen wurden als Beteiligte an Massakern namentlich benannt.

Die Schule war 1946 als „U.S. Army Caribbean Training Center“ in Panama gegründet worden und sollte einen Beitrag zur Modernisierung der Armeen Südamerikas leisten. Unter John F. Kennedys „Alliance for Progress“-Programm 1963 in School of the Americas umbenannt, wurde sie 1984 aufgrund des Panama-Abkommens in die USA verlegt. Die Studenten kommen aus allen Ländern Lateinamerikas außer aus Kuba, Nicaragua und Guatemala. Ausgesucht werden die Auszubildenden von den US-Botschaften. Jährlich werden 900 bis 1.200 Soldaten ausgebildet – bisher rund 61.000. Prominenteste Absolventen sind Manuel Noriega, Leopoldo Galtieri und Omar Torrijos. „Ein Register aller Absolventen würde sich lesen wie eine Fahndungsliste der übelsten Mörder und Menschenrechtsverletzer,“ schrieb die Chicago Tribune. PETER TAUTFEST