Welt braucht Rat

Globale Umweltprobleme werden immer brisanter. Experten fordern Reform der UN-Umweltorganisation.

BERLIN taz ■ Die globale Umweltprobleme werden immer drängender. Was bisher auf internationaler Ebene dagegen getan wird, reicht aber längst nicht aus. Gestern forderte deshalb der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) bei der Vorstellung seines Jahrsgutachtens in Berlin, dass die UN-Umweltbehörde (Unep) reformiert werden soll. Nach den Vorstellungen des WBGU soll langfristig eine „Erd-Allianz“ entstehen, unter deren Dach Beratung und Frühwarnung, Koordination der zahlreichen UN-Umweltbüros und Finanzierung von Umweltprogrammen geregelt werden sollen. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) bezeichnete die damit verbundene Aufwertung der Unep bei der Entgegennahme des Gutachtens als „wichtiges langfristiges Ziel“.

Tatsächlich arbeiten in der Unep unter dem ehemaligen deutschen Umweltminister Klaus Töpfer gerade einmal 530 Mitarbeiter. Im Vergleich dazu haben viele nationale Umweltbehörden mehr Leute – das deutsche Umweltbundesamt beschäftigt über mehr als tausend. Große Macht kann die Unep allerdings durch ihr eingeschränktes Mandat kaum entwickeln. Auch eine neuen zentrale Organisation soll aus politischen Gründen nur beschränkt nationale Kompetenzen übernehmen dürfen. Globale Umweltprobleme wie zum Beispiel das weltweit knapp werdende Süßwasser, Klimaveränderung, Artenschwund und Bodendegradierung sind bisher neben den nationalen Gesetzen in 900 bi- und multilateralen Umweltvereinbarungen geregelt.

Lösen können die nur teilweise rechtsverbindlichen Vereinbarungen die brisanten Probleme bisher selten. Sie zeigen lediglich, dass die entsprechenden Erkenntnisse da sind. Es fehlt aber laut Trittin an „einem stringenten Handeln der Staatengemeinschaft“. In seinem Bericht mit dem Titel „ Welt im Wandel. Neue Strukturen globaler Umweltpolitik“ (www.wbgu.de) macht der WBGU die beschleunigte Verbreitung eines „hochkonsumtiven Zivilisationsmusters mit Kurzfristorientierung“ für die zunehmende Zerstörung verantwortlich. Der WBGU wurde als unabhängiges Beratergremium der Bundesregierung 1992 gegründet.

MAIKE RADEMAKER