Alle feiern feste

In diesem Jahr fällt Weihnachten mit dem jüdischen Chanukka und dem Ende des Ramadan zusammen

Es ist das Jahr, in dem alles zusammenfällt. Nicht nur der vierte Advent mir Heiligabend, sondern auch drei große Feste von verschiedenen Religionen. Während in den Kirchen das vierte Licht am Adventskranz brennt, zündet die jüdische Gemeinde die vierte Kerze am achtarmigen Leuchter des Chanukka-Festes an. Und die Muslime feiern am 26. Dezember, also am letzten Tag des christlichen Weihnachten, das Ende des Ramadan.

„Natürlich fragen unsere Kinder auch nach dem Weihnachtsmann“, erzählt Fabri Adak, Präsident der Türkischen Gemeinde zu Berlin. „Dann erklären wir Ihnen die christliche Idee von Weihnachten.“ Viele Muslime dekorieren ihre Wohnungen für die Kinde gar mit Weihnachtsschmuck. Und bei solchen der zweiten oder dritten Generation steht auch schon mal ein Weihnachtsbaum in der Stube. Auf das Ende des Ramadan freuen sich die Kinder allerdings genauso wie andere auf Weihnachten: Geschenke gibt es nämlich auch. Das Christenfest fällt übrigens nur alle 36 Jahre mit dem muslimischen zusammen.

Öfters zu Weihnachten parallel feiern die Juden ihr Chanukka, das Lichterfest. Es erinnert an einen Sieg im Kampf für die religiöse Freiheit von gut 2.000 Jahren. „Es ist aber nicht ganz so festlich wie das christliche Weihnachten“, meint Rüdiger Mahlo. Der Student organisierte die Chanukka-Feier der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, bei der gestern Abend das erste Licht angezündet wurde. Jeden Abend kommt die Familie zusammen und macht eine weitere Kerze an der Menora an, dem speziellen Leuchter, betet und singt gemeinsam. „Die acht Tage sind aber keine Feiertage. Deswegen ist es für die meisten Jugendlichen auch tagsüber etwas langweilig, wenn wegen Weihnachten alle Geschäfte zu sind“, so Mahlo. Freude allerdings auf Seiten der Kinder: Geldgeschenke gehören traditionell zur Chanukka. Einen Teil davon sollen die Kinder an Bedürftige spenden, „damit sie nicht nur Nehmen lernen, sondern auch Geben“.

Für Susan Speller ist weder der 24. noch der 21. oder der 26. der wichtigste Feiertag. Weihnachten fängt für sie am Morgen des 25. an – mit der Bescherung. Die Leiterin der PR-Abteilung der Britischen Botschaft feiert Weihnachten zwar in Berlin, aber nach Traditionen aus der Heimat. Die sind sehr spezifisch: „Zum Christmas Meal gibt es Putenbraten, Roast Turkey.“ Und Papierkronen. Denn zu einem guten Christmas Meal gehören Christmas Cracker. Die knallen beim Öffnen. Drinnen sind ein kleines Geschenk, ein Zettel mit einem Witz und eben jene Papierkrone. Spätestens beim Nachtisch haben alle eine auf. „Da gibt es Christmas Pudding nach alten Rezept. Und wer noch Platz im Bauch hat, kann nachmittags Christmas Cake essen.“

Beim schwedischen Weihnachten tragen zwar nicht alle Traditionen den Namen „Jul“ in sich, aber trotzdem gibt es derer ähnlich viele. Zum Beispiel den Schinken, das Kernstück des heiligabendlichen Buffets. „Meiner ist diesmal nur drei Kilo schwer“, sagt Kersti Mellberg. Normalerweise sollte so ein Schinken doppelt so viel wiegen. Ansonsten begeht die Sekretärin der Schwedischen Victoriagemeinde in Wilmersdorf ihr Weihnachten aber auf schwedische Art. Nicht fehlen dürfen da die Tomtes. Fast zwanzig der kleinen Wichte stehen bei Kersti Mellberg auf dem Fensterbrett. „Früher gab es auf jedem Bauernhof einen Tomte“, erzählt sie. „Natürlich hat nie jemand einen gesehen, aber jeder glaubte daran und war möglichst nett zu ihm.“ Denn wenn der Tomte böse wurde, konnte er Schlimmes anrichten. In der Weihnachtsnacht bekam er deshalb immer eine Schüssel mit Milchreis, die am nächsten Morgen natürlich immer leer war. Vielleicht hat’s ja auch der Weihnachtsmann gegessen.

MAJA DREYER