Kaum Tropfen auf heiße Steine

Zu Bekämpfung der weltweit wachsenden Wüste haben 172 Staaten zwar eine Konvention unterzeichnet und Pläne entwickelt, aber Geld geben sie nicht

von MEIKE BÖSCHEMEYER
und MAIKE RADEMAKER

Die Wüste lebt nicht nur, sie wächst vor allem, mit dramatischen Folgen für die Menschen. Auf der heute zu Ende gehenden Wüstenkonferenz in Bonn diskutierten Delegierte aus mehr als 170 Ländern Strategien, wie der auf allen Kontinenten schleichenden Verwüstung der Trockengebiete Einhalt geboten werden kann. Im Zentrum des Interesses standen dabei die Berichte der lateinamerikanischen und asiatischen Regierungen und die bis heute fehlende Finanzierung der mittlerweile zahlreichen Ideen zu Wüstenbekämpfung.

Die von den 172 Unterzeichnern der UN-Wüstenkonvention gesammelten Daten sind alarmierend. Fast dreiviertel der Trockengebiete, die 40 Prozent der weltweiten Landfläche ausmachen, sind in Gefahr, zu Wüsten zu werden. Als eine wichtige Ursache gilt die intensive und falsche Landwirtschaft. So hat die den trockenen Verhältnissen nicht angepasste Bewässerungslandwirtschaft am Aralsee, wo Baumwolle auf riesigen Flächen angebaut wird und deswegen der Boden versalzt, den Begriff „Aralsee-Syndrom“ geschaffen. Auch Wind und Regen schaffen derartigeunfruchtbare, kahle Tatsachen in den abgeholzten Regenwäldern Lateinamerikas und Asiens.

Aber auch in Europa kämpfen Regierungen gegen die der Wüstenbildung vorausgehenden Bodendegradierung durch die intensive, hoch subventionierte Landwirtschaft. Das in Portugal gestartete nationale Programm hat dabei vor allem mit dem Problem zu kämpfen, dass in den betroffenen Gebieten kaum ein Mensch mehr lebt, der Projekte wie Aufforstungen oder Agrarberatung durchführen könnte oder wollte.

Die Menschen flüchten vor dem trockenen, unfruchtbaren Boden – weltweit sind es 1,6 Milliarden Menschen, die von der Wüstenbildung betroffen sind. Die Folgen sind nicht nur dramatisch, weil riesige Flächen für die Nahrungsmittelproduktion wegfallen: Wüste oder Nichtwüste heißt auch, Einfluss auf das Weltklima nehmen zu können und auf Wasserkreisläufe, also Niederschlag, Flüsse und Grundwasserspiegel.

Das Herz der 1996 rechtsgültig gewordenen „UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung“ (UNCCD) sind Gegenmaßnahmen. In allen Kontinenten sind mittlerweile regionale und nationale Programme entworfen worden. In Afrika, dem Kontinent, der am meisten unter dem Umweltproblem leidet, haben 14 Länder Anfang 2000 ihre Pläne vorgelegt. Dazu gehören so scheinbar einfache, aber lokal sehr effektive Maßnahmen wie Wasser-Management-Training für Bauern, Aufforstung, Aufklärung und alternative Kochherde zu Holzfeuern.

Trotz der offensichtlichen Dringlichkeit, trotz des deutlichen Zusammenhangs mit der Klimaentwicklung bekommt die UNCCD weitaus weniger Aufmerksamkeit als die vor wenigen Wochen heiß umstrittene Klimakonferenz und kämpft vor allem mit Finanzierungsproblemen. Die Wüste bleibt zu weit weg. „Es wird zunehmend schwieriger, die internationale Gemeinschaft für die Umsetzung unseres Nationalen Aktionsplanes zur Bekämpfung der Wüstenbildung zu mobilisieren“, so Pakalitha Misili, Premierminister von Lesotho.

Als Finanzierungsmechanismus stünde den Regierungen theoretisch der der Weltbank unterstellte „Globale Umweltfonds“ (GEF) zur Verfügung. Dessen Mittel sind aber mit knapp 2,75 Milliarden Dollar für vier Jahre nicht nur sehr begrenzt – auf diesen Topf wollen andere internationale Umweltschutzprogramme auch schon zugreifen. Nicht nur deshalb forderten die Entwicklungsländer in Bonn einen eigenen Fonds für Wüstenbekämpfung. Die Teilnehmer der Konferenz stehen dabei unter dem Druck, heute, zum Abschluss, erfolgreicher zu sein als die unglückseligen Klimaschutzverhandler.

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