auswurf der welt
:

von WIGLAF DROSTE

Nachdem Gott die Menschen erschuf, sah er, dass es nicht so gut war. Ihm war speiübel, und er machte Malheur. Er sah auf die grün und braun und rot gesprenkelte Pfütze, die er produziert hatte, und fand zügig das passende Wort für sein Werk: Prominente. „Mein Gott, was habe ich getan!“, rief er und schlug mit dem Kopf gegen die Wand, wieder und wieder, doch es hörte nicht auf, weh zu tun. Es war zu spät. Dieter Bohlen, Rezzo Schlauch, Sahra Wagenknecht und Michel Friedman waren in der Welt, und sie waren pattexfest entschlossen, für immer zu bleiben.

Seitdem ist er da, der Auswurf, der Ausfluss, der Seich. Prominente sind die Kotze Gottes. Die Blätter, in denen das Zeug breit getreten wird, sind die entsprechenden Tüten. Man schägt keine Bunte auf und keinen Stern, ohne dass es stönke, süß und säuerlich, nach Magendarm und nach Sickergrube. „Einfühlsam und originell – so bezaubert Fische-Mann Michel Friedman die Frauen“, singt die Bunte. Ob einer, den die offizielle Klemmsprachregelung einen „eingefleischten Junggesellen“ nennt, in erster Linie „Frauen bezaubert“, sei dahingestellt. Der vollkommen distanzlose CDU-Mann und „Vorsicht, Friedman“-Auf-die-Pelle- Rücker zeigt der Welt aber, wer mit der guten alten „Ich bin zwei Öltanks“-Reklame wirklich gemeint war.

Im Stern wird nichts Geringeres verhandelt als das Menschheitsglück. „Mein Himmel auf Erden – was hat Sie in diesem Jahr glücklich gemacht?“ – das ist die Frage an Experten und Strategen wie Dieter Bohlen, den der Stern als „Musiker“ ausweist, obwohl doch Bohlens Leben sehr überzeugend gegen diese Behauptung steht. Der brötchenblonde Mastino droht: „Ich wäre gerne unsterblich (...) Ich will (...) nach vorne leben, so alt werden wie Methusalem. Ich stehe total auf alte Menschen.“ Meint er sich? Kündigt er Praktiken an? Es ist gleichermaßen schauderhaft.

Gleich neben Dieter Bohlen legt sich Sarah Wagenknecht aufs Stern-Kanapee: „Ich spürte eine innere Ruhe“, heißt das Weihnachtsmärchen der Rosa Luxemburg-Imitatorin. „Wenn man wochenlang von Termin zu Termin hetzt, angegriffen wird, oft unter Niveau, da fragt man sich manchmal doch, ob das alles wirklich was bringt (...) Und dann saß ich da, die runden, irischen Hügel vor mir, die Schwanenfamilie in unserer Bucht, ein Fischreiher, der vorbeizog, dazu das wunderbare irische Abendlicht, das es nirgendwo sonst auf dieser Welt gibt – es war unendlich schön ...“ Und muss wohl der Kommunismus gewesen sein. Wie aber Frau Wagenknecht an den Glauben geraten ist, man könne sie „unter Niveau“ angreifen, bleibt ihr süßes Geheimnis.

Vielleicht teilt sie es mit Rezzo Schlauch, dem grünen Flachschürfer, der im Stern zur Selbstvernichtung ausholt: „Ich bin eher ein Anhänger der kleinen Glücksmomente. Vielleicht auch deshalb, weil mir zurzeit nichts anderes übrig bleibt, zeitmäßig. (...) Ganz wichtig für mein Glücksempfinden ist das Gemochtwerden.“ Das ist das einzig Tröstliche an der Prominenz: Um ihre Entsorgung muss man sich nicht kümmern. Die ist eingebaut, die besorgen sie selbst.