Unklare Gefährdungslage

Innensenator will Berliner Polizisten untersuchen lassen, die im Kosovo waren. Sie seien nur nebenbei auf Gefahren durch Uranbomben hingewiesen worden

Allen Berliner Polizisten, die im Kosovo im Friedensdienst eingesetzt waren oder sind, soll gründliche medizinisch untersucht werden. Das hat Innensenator Eckart Werthebach (CDU) gestern im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses angekündigt. Hintergrund ist eine mögliche Gefährdung der Beamten durch panzerbrechende uranhaltige Munition, die im Kosovo von US-Streitkräften eingesetzt wurde.

Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) behauptet zwar wie berichtet, die uranhaltige Munition bedeute für die im Kosovo eingesetzen deutschen Soldaten kein gesundheitliches Risiko. Der Berliner Innensenator hingegen will erst die Studie der Vereinten Nationen abwarten, bevor er sich ein endgültiges Urteil bildet. Für den Fall, dass die Studie „neue Erkenntnisse über eine andere Gefährdungssituation“ ergebe, so Werthebach gestern, müssten die Maßnahmen erneut geprüft werden. Es sei „überhaupt noch nicht klar“, welche Gefährdungslage durch die Staubpartikel „wirklich“ enstehe. „Wir werden das mit großer Sorgfalt betreiben.“

Nach Angaben von Werthebach sind in Bosnien-Herzegowina, Albanien und dem Kosovo seit 1996 insgesamt 38 Berliner Polizisten als Angehörige der Internationalen Task-Force im freiwilligen Friedensdienst tätig gewesen. Zurzeit seien es noch 11 Beamte. Im Juli 1999 seien die Beamten erstmals von dem für sie zuständigen Bundesinnenministerium (BMI) über die Gefahren von uranhaltiger Munition informiert worden. Genauer gesagt seien die Beamten mehr oder weniger „nebenbei“ auf die Gefahren ionisierender Strahlen in Folge von Flächenkontamination durch uranhaltige Munition hingewiesen worden, so Werthebach. Er selbst habe im August 1999 von dem Problem erfahren und zusammen mit den Innenministern der Länder gegenüber dem BMI auf bessere Informationspolitik und Ausrüstung gedrängt. Daraufhin seien die Polizisten zusätzlich mit einer Feinstaubfiltermaske ausgestattet worden. Ein Rückzug der Beamten sei vom BMI wegen der Bedeutung der Friedensmission nicht befürwortet worden.

Die Abgeordneten von PDS und Grünen kündigten an, das Ergebnis der Untersuchungen aufmerksam zu beobachten. „Wenn sich zeigt, dass die Polizisten Strahlenschäden haben, dann hat die Zivilbevölkerung diese erst recht“, sagte der innenpolitische Sprecher der Grünen, Wolfgang Wieland. „Dann darf in so eine Gegend auch kein Mensch mehr abgeschoben werden“. Dazu sagte Werthebach allerdings nichts. PLUTONIA PLARRE