Massenflucht in Guinea

250.000 Menschen nach Regierungsoffensive von Hilfe abgeschnitten. Hilfsorganisationen ziehen ab

BERLIN taz ■ Neue schwere Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen haben im Süden des westafrikanischen Guinea eine Flüchtlingskrise verursacht. 180.000 Flüchtlinge aus Liberia und Sierra Leone sowie 70.000 Guineer sind von jeglicher humanitären Hilfe abgeschnitten, berichtete die lokale Vertretung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Insgesamt beherbergt Guinea über 400.000 Flüchtlinge aus Liberia und Sierra Leone.

In den Regionen, wo die Flüchtlinge leben, sind seit September Rebellen aktiv, die nach Überzeugung der guineischen Regierung von Liberia sowie der sierra-leonischen Rebellenbewegung RUF (Revolutionäre Vereinigte Front) unterstützt werden. Eine groß angelegte Offensive der guineischen Armee gegen die Rebellen seit vergangenem Samstag hat nach offiziellen Angaben 93 Tote gefordert. Außerdem seien massive neue Fluchtbewegungen der einheimischen Bevölkerung aus dem Kampfgebiet in die Städte Macenta und Kissidougou zu verzeichnen.

Die Offensive folgte auf einen Rebellenangriff auf die Stadt Gueckedou, deren Bevölkerung zu großen Teilen in den Busch geflohen ist. Guineas Armee will offenbar das Grenzgebiet zu Liberia von den Rebellen zurückerobern, bevor es am 15. Februar unter Kontrolle einer westafrikanischen Eingreiftruppe fällt. Wegen der schweren Kämpfe und wegen eines Verbots der guineischen Armee, die Städte zu verlassen, haben sich mittlerweile alle humanitären Hilfsorganisationen aus dem Süden Guineas zurückgezogen. D.J.