Army übte mit Uran

Verteidigungsminister Scharping berichtet im Bundestag von mehreren Einsätzen der US-Armee mit uranabgereicherter Munition in Deutschland

BERLIN taz ■ Mehrfach ist in den 80er-Jahren DU-Munition in Deutschland verschossen worden. Außerdem gerieten Panzer mit dieser Munition in Brand. Verteidigungsminister Rudolf Scharping teilte gestern dem Bundestag mit, er habe „am späten Mittag“ von den USA erfahren, dass seit 1981 in der Nähe mehrerer Städte Munition mit abgereichertem Uran „irrtümlich“ benutzt worden sei, darunter bei Fulda, Lampertheim, Schweinfurt, Grafenwöhr und Garlstedt. Unklar ist bislang, ob auch diese Munition Spuren des hochgiftigen Plutoniums enthalten hat, wie sie kürzlich im Kosovo entdeckt worden sind. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gegenüber der taz: „Das wird geprüft.“

Noch vergangene Woche hatte Scharping den Medien unterstellt, für eine regelrechte „Hysterie“ im Zusammenhang mit Informationen über mögliche Gesundheitssschäden infolge des Gebrauchs von DU-Munition gesorgt zu haben. Erst nachdem Spuren von Plutonium an Munitionsresten im Kosovo entdeckt worden waren, änderte der Minister seinen Kurs. In einer für den diplomatischen Sprachgebrauch ungewöhnlich scharfen Form bestellte er am Mittwoch den Geschäftsträger der US-Botschaft ein und verlangte umfassende Informationen über den Gebrauch der Munition. Darüber hinaus hat gestern auch der Elektronik- und Rüstungskonzern Rheinmetall bestätigt, dass in den 70er-Jahren auf einem firmeneigenen Gelände im Landkreis Celle DU-Munition zu Testzwecken verschossen worden ist. Die Tests fanden im Auftrag des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung statt.

Im Kosovo ist unterdessen ein Forscherteam im Auftrag des Verteidigungsministeriums unterwegs, um dort gezielt nach Spuren von Plutoniumelementen zu forschen. Die Nato hat inzwischen offiziell bestätigt, dass die Substanz in DU-Geschossen enthalten sein kann. Bisher galt als gesicherte Erkenntnis, dass Plutonium auch in kleinsten Dosen krebserregend sein kann. Es kommt in der Natur nicht vor. Die Spuren in der DU-Munition deuten deshalb darauf hin, dass für die Geschosse nicht Natururan, sondern Uran aus einer Wiederaufarbeitungsanlage verwendet worden ist.

Am Montag wollen sich auch die EU-Außenminister mit der umstrittenen Munition befassen. Das Europaparlament hat kürzlich einen Verwendungsstopp für die Geschosse gefordert. BETTINA GAUS