Retteketetteketet

■ Der friesische Dichter und Maler Anne Hendrik Berend Feddema packt Nonsens in architektonisch akurat unterteilte Bilder und schreibt Oden an Mozarts Mutti

Über einen bekennenden Dadaisten lässt sich kein vernünftiges Wort schreiben. Mozarts Windelsonate, ein Lieblingsgedicht des Dichters Anne Hendrik Berend Feddema, hat eine erste Strophe, die da klingt: „Mozarts Mutti war freigiebig / Musikalische Kugelkantate / Retteketetteketet! / Manchmalmilchmaul / Manchmalmilchgeck.“ – Jahaa, daran interpretiert man sich wund, wuddidiwuddidiwund sogar, und, schwieriger noch: Der Maler Feddema malt auch so.

„Van Gogh vorm Bahnübergang“ etwa ist oben ziemlich blau, unten ziemlich oliv, und mittendrin, ziemlich klein, steht ein fein gestrichelter, gesichtsloser Glatzkopf mit Pinsel und guckt traurig, so gut das Traurig gucken ohne Augen halt geht. Hätte Feddema dieses Werk „Miró in der Wüste“ oder „Rembrandt in der Krise“ genannt, niemand hätte sich beschweren können.

Überhaupt ertragen Feddemas derzeit in der Galerie Reinfeld zu sehenden Bilder keinen Widerspruch. Zu klein, zu bescheiden, zu beiläufig hängen sie im DIN-A4-Format von den Wänden und erzählen randständigste Episoden aus 2.000 Jahren Bildungsgeschichte. Vom zwölfjährigen Christus im Tempel über Mozarts Reise zur Don Giovanni-Premiere nach Prag bis hin zur Hommage an den Schauspieler Louis de Funès verkünden die Titel der Arbeiten Inhalte, die man auf ihnen dann nur schwerlich findet. Eine Reihe von hübsch bunten Feddema-Selbstporträts beinhalten viel waldigen Wald und wenig Selbst, und die sturmverliebten Landschaftsstudien seiner friesischen Heimat verschwinden zumeist hinter vom Winde verwehten Farbflächen, in denen allenfalls ein kerzengerader Querstrich den schmuddeligen Himmel vom schmutzigen Flachland trennt.

Kurzum: Der 40-Jährige malt, was er will, nennt es, wie es ihm gefällt, zitiert stilistisch mal van Gogh, mal Mondrian, frönt seiner Vorliebe für Kreise und Rechtecke, die seinen zumeist sehr aufgeräumt wirkenden Bildern eine zusätzliche architektonische Strenge verleihen. Nur: Es ist die Ordnung des Nonsens, vollständig geschuldet den surrealen Gedankensprüngen ihres Urhebers, der mit Farbe und Mundart-Wort rhythmische Kompositionen schafft, die den rosaroten Panther zum Heiligen erklären oder Gustav Mahler zu einem Träumer ohne Unterleib. Wer also auf Feddemas mit Anspielungen auf Musik-, Maler- und Literatenanekdoten gesättigten Bildern suchet, der findet. Wer nichts sucht, findet trotzdem was – nur halt etwas anderes als der Suchende.

Das ist jetzt philosophisch, vielleicht sogar weise, unter Umständen aber auch schlicht doof, womit man dem Anspruch der Feddema'schen Dadaismusproduktion in Wort und Bild schon recht nahe kommt. Während der Vernissage rezitierte der gebürtige Leeuwardener lautstark friesische Gedichte von sich und Schwitters. „Sie verstehen jetzt so viel friesisch, dass ich Ihnen die deutschen Übersetzungen erspare“, verkündete Feddema schon nach dem zweiten Gedicht. Natürlich hatte niemand etwas verstanden. Aber die Stimmung unter den BesucherInnen, erzählt Galerist Udo Reinfeld, war so locker und gelöst wie selten zuvor. Dada halt. zott

Bis zum 14. Februar in der Galerie Reinfeld (Am Weidedamm 7) zu sehen. Öffnungszeiten: Mo, Mi, Fr 12-18 Uhr, Sa 11-17 Uhr. Infos: Tel.: 35 57 07; www.galerie-reinfeld.de