Mosambik fällt ins Wasser

Nach schweren Regenfällen und der Öffnung von Schleusen am Oberlauf des Sambesi durch uneinsichtige Nachbarländer müssen in Mosambik hunderttausende Menschen evakuiert werden – wie vor einem Jahr. UNO lobt die Regierung

von KORDULA DOERFLER

Mosambik erleidet genau ein Jahr nach der schlimmsten Hochwasserkatastrophe in seiner Geschichte ein neues Desaster. Nach wochenlangen sintflutartigen Regenfällen ist der Fluss Sambesi in den mittleren Regionen des Landes teilweise auf fast 20 Kilometer Breite angeschwollen. Erneut sind ganze Landstriche von der Außenwelt abgeschnitten, und verzweifelte Menschen warten auf kleinen Inseln und Bäumen auf ihre Rettung, die nur aus der Luft oder zu Wasser möglich ist. Mindestens 50 Menschen sind bereits ertrunken, insgesamt mehr als 100.000 müssen evakuiert werden, weil in den kommenden Tagen eine erneute Flutwelle erwartet wird. Die Stadt Marromeu etwa 70 Kilometer vor der Mündung des Sambesi in den Indischen Ozean steht fast vollkommen unter Wasser.

Trotz der angespannten Lage warnen Experten davor, die Situation nun sensationsheischend mit der vor einem Jahr gleichzusetzen. Regierung und Bevölkerung sind besser vorbereitet, auch die Evakuierungen verlaufen reibungsloser, sagt Inyene Udoyene vom UN-Welternährungsprogramm WFP zur taz. Anders als vor einem Jahr, als hunderttausende Menschen obdachlos wurden, bemüht sich die mosambikanische Regierung, aus eigener Kraft etwas zu tun.

Bereits vor einer Woche bat sie die internationale Gemeinschaft um vorerst 30 Millionen US-Dollar, um Hilfsflugzeuge finanzieren zu können. Die mosambikanische Armee selbst verfügt nur über einen ausreichenden Transporthubschrauber, der gemeinsam mit zwei südafrikanischen sowie 200 Booten im Einsatz ist. Auch die eigenen Truppen bemühen sich diesmal zu helfen.

Nach Angaben der westlichen Hilfswerke verweigern aber viele Betroffene die Evakuierung, solange keine wirklichen Lager für sie aufgebaut werden. Derzeit sind viele Lager nur höchst provisorisch und verfügen über keine sanitären Anlagen.

Als erstes Land hat Südafrika umfassende Hilfe angeboten und will sieben Hubschrauber sowie Hilfsmaterial schicken. Vor einem Jahr waren es vor allem südafrikanische Piloten, die mit spektakulären Flügen mehr als zehntausend Menschen aus den Fluten retteten. Auch die Bundesregierung hat vorerst Hilfe in Höhe von vier Millionen DM zugesagt. 30 Tonnen Hilfsgüter des Deutschen Roten Kreuzes trafen am Mittwoch in der Hafenstadt Beira ein.

Verschärft wird die Lage durch die mangelnde Kooperation der Nachbarländer. Der Sambesi durchläuft in Simbabwe, Sambia und Mosambik ein riesiges Staudammsystem, ehe er im Tiefland von Mosambik ins Meer mündet. Obwohl Mosambiks Regierung diesmal frühzeitig darum bat, nicht ohne Absprachen die Schleusen am Oberlauf des Flusses zu öffnen, geschah genau dies erneut. Mosambik blieb nichts anderes übrig, als im Cabora-Bassa-Stausee im Nordwesten des Landes ebenfalls die Schleusen zu öffnen, dessen Staumauern unter der Wasserlast zu bersten drohten.