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: Braune Walküren

Frauensache: Skingirls und Rädelsführerinnen(Mo., 21.20 Uhr, BR)

Das Schlimmste an Gewohnheit ist, dass sie uns irgendwann Kopfhörer aufsetzt. Egal, ob es mal einen würgenden Kloß im Hals oder nur Schulterzucken verursacht hat, alles hat dieselbe gedämpfte Lautstärke. Gut, wenn jemand die Kopfhörer runterreißt.

Das Magazin „Frauensache“ des BR hat es mit „Skingirls und Rädelsführerinnen – Rechte Frauen auf dem Vormarsch“ versucht: ein bisschen weitergespult, den Focus marginal verschoben. Dann sind nicht mehr die gewohnt brüllenden Nazi-Horden mit ihren speckigen Glatzen im Mittelpunkt, sondern die rund 20 Prozent rechtsextremer Frauen. Und auf einmal zuckt man wieder vor dem Fernseher zusammen. Weil der dumpfe Tritt schwerer Stiefel ein bisschen lauter klingt, wenn die Kamera das 17-jährige Mädchen zeigt, das in dem Schuhwerk mit den weißen Schnürsenkeln steckt: eine Renee, ein Skingirl mit kurz geschorenen Haaren und Lonsdale-Pulli unter der Bomberjacke, deren halb geöffneter Reißverschluss gerade noch die Buchstaben NSDA freigibt. Die sich mal in einen coolen Skin verknallt hat und sich seitdem geborgen fühlt in der rechten Gruppe.

„Eine tragende Rolle spielen Frauen in der Szene meist nur beim Tragen der Transparente“, heißt es im Film. Aber immer mehr rücken sie in den Vordergrund, wie die „Revolutionären Kämpferinnen“, die mit auf Ausländer einprügeln. Aktive NPD-Kader wie Annemarie Paulitsch, die vom deutschen Reich träumt, so groß wie in der ersten Strophe des Deutschlandlieds. Wie Doris Zutt mit ihrem Patriotentreff, in dem man von Sieg-Heil-Musik bis zum Parfüm „Walküre“ alles kriegt.

Viel Information, aber auch viele Fragen, die unbeantwortet bleiben in der kurzen Zeit, die das Bayerische Fernsehen seinen „Frauensachen“ alle 14 Tage gönnt. Das Magazin will frauenspezifische Schlaglichter auf Politik und Gesellschaft werfen, ohne Mode, Make-Up und Männer abzufeiern. Ein hoher Anspruch, der mehr als kurze 25 Minuten Sendezeit verdient hätte. Die 25 Minuten vom Montag beendet Moderatorin Heike Götz mit dem Appell, auch Frauen in der rechten Szene ernst zu nehmen. Genauso wie Männer.

SABRINA EBITSCH