Klon an der Esplanade

Denkmalwürdiges Hochhaus an der Alster soll Neubau angepasst werden  ■ Von Gernot Knödler

Über die Architektur der Nachkriegszeit lässt sich trefflich streiten. Mit ihrer Ästhetik können sich die wenigsten anfreunden, und heutigen Umweltstandards werden modernen alten Häuser auch nicht gerecht. So ist es kein Wunder, dass der Druck, diese Bauten abzureißen oder zu verändern, besonders hoch ist. Aktuell soll das silberne Burmah-Haus an der Esplanade seine Fassade verlieren.

Der Plan des Architekten Bernhard Winking sieht vor, den Turm zum Zwilling eines Neubaus zu machen, den die Firma Vogel zwischen Burmah- und Finnland-Haus vor die Alster setzen möchte. „Unter dem augenblicklichen Geschmacksurteil werden Dinge weggeworfen“, fürchten Denkmalschützer. „Ich finde es idiotisch, ein altes Gebäude einem neuen anzupassen“, sagt Ursula Schneider von der GAL Mitte.

Das Burmah-Haus mit seinen aluverkleideten Stirnseiten ist in den Jahren 1958/59 von den Düsseldorfer Architekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg erbaut worden, ebenso das benachbarte Finnland-Haus von 1964/66. Letzteres ist besonders auffällig, weil der Baukörper auf einem schmalen Sockel, einer Art Stiel sitzt und am obersten Stockwerk mit einem stilisierten Löwen verziert ist.

Sollte sich die Stadt für ein drittes Hochhaus an dieser Stelle entscheiden, würde Oberbaudirektor Jörn Walter „aus städtebaulicher Sicht“ einen Zwillingsturm befürworten. Wie die Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde (Steb), Ina Klotzhuber, sagte, würden die drei Türme auf diese Weise ein „Ensemble“ bilden.

Ohnehin, so Klotzhuber, seien die Glasfassaden an den Längsseiten des Burmah-Hauses derart marode, dass sie neu aufgebaut werden müssten. Eine originalgetreue Reproduktion, wie vom Denkmalschutzamt gefordert, sei nicht möglich, da die entsprechenden Aluminium-Profile nicht mehr zu beschaffen seien und das Konzept der Fassade modernen Wärmeschutzvorschriften nicht genüge.

Im Gespräch sei außerdem, die aus flachen Pyramiden zusammengesetzten Aluminium-Fassaden an den Stirnseiten zu ersetzen, weil sie den MieterInnen eine attraktive Aussicht versperren. Die Behörde habe als Kompromiss für die Stirnseiten daher eine einseitig lichtdurchlässige Glasfassade vorgeschlagen.

In den Augen der DenkmalschützerInnen ist das optische Wechselspiel zwischen der Alu- und der Glasfassade allerdings eine der entscheidenden ästhetischen Qualitäten des Hochhauses. Für die beiden Türme an der Esplanade hat Ilse-Marie Rüttgerodt-Riechmann vom Denkmalschutzant die Unterschutzstellung beantragt, weil ihnen „besondere bauhistorische und künstlerische Bedeutung“ zukomme und sie das Stadtbild prägten. Der Kompromissvorschlag wäre ihrer Ansicht nach „grundsätzlich eine Veränderung der Architektur, die dazu führt, dass das Denkmal kein Denkmal mehr ist“. Die Verhandlungen laufen.