Das A und O der Comicwelt

Hurra, „Asterix und Latraviata“ ist da: Die 31ste Geschichte um die beiden unverheirateten Gallier kommt gewohnt schön gezeichnet daher. Nur die Witze sind nicht wirklich witzig. Wenn man erwachsen und hyperkritisch ist, jedenfalls

von JENNI ZYLKA

Ein bisschen ist es wie mit einer Band aus den 60ern, die damals hervorragende Musik gemacht hat und jetzt immer noch Platten herausbringt, nur dass man die einfach nicht mehr anhören kann. Jefferson Airplane etwa. Das Komische: So schrecklich Songs wie „We built this city“ sind, so miesepetrig und hyperkritisch die Rezensenten (die die Band natürlich von früher kennen) diese Songs aufnehmen: sie werden trotzdem Hits.

Jetzt, nach fünf Jahren (und 24 Jahre nach dem Tod des Texters René Goscinny) hat der 73-jährige Uderzo wieder ein Asterix-Heft gemacht. Wieder schreiben miesepetrige und hyperkritische Rezensenten, die selbstverständlich als Kind Fan geworden sind, wo ohnehin alles besser war. Vielleicht rühren auch daher die vielen ungnädigen Stimmen, die über „flachen Humor“ und „einseitige Figuren“ nölen.

Aber auch dieser Band mit satten 2,5 Millionen Auflage, der im Vorfeld mit einem Harry-Potter-artigen Werbefeldzug von „Logo“ bis in die „heute“-Sendung durchgenudelt wurde, wird sich hervorragend verkaufen. Trotz der von Brachial-Witzen gespickten Übersetzungen von Michael F. Walz, trotz der vielen politischen Anspielungen, die in ein paar Jahren vielleicht bzw. hoffentlich keiner mehr versteht („Hol mir mal ne Flasche Bier“ oder „ausgemerkelt“) und der etwas schwachbrüstigen Geschichte. Die im Übrigen fast ein Sakrileg begeht und sich mit Kindheit und Sozialstruktur der Helden beschäftigt: Zuerst tauchen die Mütter von Asterix und Obelix auf, die physisch ihren Söhnen ähneln und psychisch sanften Druck auf die Junggesellen ausüben, was deren Heiratsabsichten betrifft. Dann noch die Väter: Auch A und O Senior sehen ihren Söhnen ähnlich, kippen sich Massen von Cervesa hinter die Binde, verdrücken Wildschweine am laufenden Band und sind die allerdicksten Freunde. Nebenbei bringt Pompejus die Schauspielerin Latraviata ins Spiel, die als Falbala verkleidet versucht, die beiden Gallier zu becircen und ihnen dabei ein wertvolles Schwert und einen kostbaren Helm abzuluchsen, die sie zu ihrem Geburtstag (am gleichen Tag!) bekommen haben.

Es wird sich natürlich ein bisschen gekloppt, lustigerweise sogar Römer-intern („Römer prügeln Römer! Ja ist denn heut schon Weihnachten?“, sagt Asterix. Was Obelix sagt, ist wohl klar). Idefix findet sein kleines Hundeglück, Asterix und Obelix streiten sich wegen der vermeintlichen Falbala, und Troubardix singt nicht.

Dass die vielen Anspielungen auf aktuelle Werbung („Quadratisch, praktisch, gut“ oder der „Enerdschidrink“, der „Flüüüüügel verleiht“) nicht wirklich komisch sind, das meinen übrigens vor allem die empfindlichen, kritischen Erwachsenen. Die Kinder dagegen finden’s toll. „Wird ein bisschen wenig geprügelt“, sagt ein 11-jähriger Freund nach dem ersten Lesen, aber die „Witze sind doch super!“. Sein Kumpel kichert über das Bild, auf dem Asterix (auf einem schlechten Zaubertrank) die falsche Falbala durch die Luft wirbelt wie einen Kreisel.

Mag sein, dass Uderzo, dessen Arbeit weltweit eine Auflage von 300 Millionen erreicht hat und sogar ins Meenzerische und verschiedene andere schaurige Mundarten übersetzt wurde, die subtilen Witze ausgehen, dass er albern wird auf seine alten Tage. Aber genau darum sollte man vielleicht das Gesamtwerk (31 Bände) im Auge behalten und die Toleranz der Starship-Fans an den Tag legen: Ein Asterix-Band ist immer noch besser als keiner.